Remscheid Alevitischer Verein fühlt sich bedroht

Remscheid · Ein Konflikt unter Türken und türkischstämmigen in Remscheid endete Sonntagabend noch glimpflich, doch die Lage schien kurzzeitig sehr aufgeheizt. Denn das Abstimmungsergebnis über das Verfassungsreferendum in der Türkei, das die Macht des Präsidenten Erdogan stärkt, rief Reaktionen hervor.

 Der Saal des Alevitischen Kulturvereins in Remscheid war am Montag gut gefüllt, nachdem Mitglieder zu einer Solidaritätsbekundung aufgerufen hatten. Der Vereinsvorsitzende, OB Burkhard Mast-Weisz und Fraktionsvorsitzende hielten kurze Ansprachen und verurteilten die Provokationen.

Der Saal des Alevitischen Kulturvereins in Remscheid war am Montag gut gefüllt, nachdem Mitglieder zu einer Solidaritätsbekundung aufgerufen hatten. Der Vereinsvorsitzende, OB Burkhard Mast-Weisz und Fraktionsvorsitzende hielten kurze Ansprachen und verurteilten die Provokationen.

Foto: Jürgen Moll

Über Facebook postete der Bund der Alevitischen Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen nicht nur ein Video von diesem Aufmarsch, sondern schrieb auch, dass sie provoziert, angepöbelt und bedroht worden seien. Ein Mitglied informierte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz noch in der Nacht über diese Demo. Außerdem rief die Alevitische Gemeinde über Facebook zu einer Solidaritätsbekundung in den Räumen an der Lenneper Straße 1 auf.

Von Ausschreitungen oder Provokationen sprach die Polizei gestern allerdings nicht. Nach Angaben eines Sprechers seien rund 70 Erdogan-Anhänger gegen 20.45 Uhr in mehreren Autokorsos hupend und Fahnen schwenkend durch die Innenstadt gefahren, um das Abstimmungsergebnis zu feiern - es sei ähnlich ausgelassen zugegangen wie nach einem Sieg bei einem EM- oder WM-Fußballspiel. Anlass, einzuschreiten, habe es allerdings nicht gegeben, so der Sprecher. Autokorsos und Hupkonzerte toleriere man - wie nach einem Fußballspiel.

Sehr ernst nimmt hingegen OB Burkhard Mast-Weisz den Hilferuf der Alevitischen Gemeinde und ihre Sorge vor Bedrohungen. "Ich dulde nicht, dass Konflikte in der Türkei hier bei uns ausgetragen werden. Und ich dulde nicht, dass eine Gemeinde wegen ihrer religiösen und politischen Haltung bedroht wird", sagte Mast-Weisz. Er und Remscheider Fraktionsvorsitzende nahmen gestern Nachmittag an der Solidaritätsbekundung teil. In ihren Ansprachen wandten sich Sven Wolf (SPD), Jens Nettekoven (CDU) , Beatrice Schlieper (Grüne) und Fritz Beinersdorf (Linke) sowie Integrationsratsvorsitzende Erden Ankay-Nachtwein an die Menschen im gut gefüllten Saal des Alevitischen Kulturvereins, der in Remscheid rund 500 Mitglieder zählt. Dessen Vorsitzender, Metin Arslanoglu, machte in seiner Rede deutlich, dass die Aleviten für Toleranz und gegenseitigen Respekt eintreten und für eine friedliches Miteinander seien.

Er erwarte, dass jeder in einer Stadt der 120-Nationen die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland achte, sich an deutsche Gesetze halte und die Meinungs- sowie Religionsfreiheit respektiere, sagte Mast-Weisz in seiner Rede. Am Sonntagabend sei die rote Linie überschritten worden - das wolle er Mitgliedern der Remscheider Moscheevereine deutlich machen.

Nun gelte es, zu prüfen, ob das Verhalten der Provokateure strafrechtliche Konsequenzen hat, so der Oberbürgermeister.

(RP)
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