Remscheid Als die Straßenbahn durch die Stadt fuhr

Remscheid · Stadtführer schlüpften in Rollen historischer Größen und führten Touristen aus Preußen durch Remscheid.

 ... oder die Eschbachtalsperre, Deutschlands älteste Trinkwassersperre mit der Intze'schen Sperrmauer.

... oder die Eschbachtalsperre, Deutschlands älteste Trinkwassersperre mit der Intze'schen Sperrmauer.

Foto: Hertgen (Archiv)/ Archiv Reimann

In Remscheid wird man mit dem Regenschirm geboren. Dieses Motto galt sicherlich auch schon im 19. Jahrhundert. Bei der kleinen Zeitreise zum zehnjährigen Bestehen der Interessengemeinschaft Remscheider Stadtführer zeigte sich das Wetter zumindest von seiner regnerischen Seite. So musste das Team zur Auftaktveranstaltung an der Stadtkirche am Vaßbender-Platz etwas improvisieren. Anstelle eines Spaziergangs durch das Remscheid des 19. Jahrhunderts bestritt der angereiste Tourist aus Preußen, "Herr von Zinnendorf", die Begegnungen mit Remscheider Originalen und "Hergeluopenen" kurzer Hand an der Kirche.

Mit dem Remscheider Platt des "Droppschlägers" hatte der Tourist, der sich wegen der aufblühenden Industrie und des positiven Eindrucks des Kaisers nach seinem Besuch ein eigenes Bild von Remscheid machen wollte, seine Probleme. Viel verstand er nicht vom Vortrag über die ehemalige Kronenstraße.

Deutlich einfacher war da das Gespräch mit Berta Cleff. Diese, stilecht gekleidet in einem Kleid aus dem 19. Jahrhundert, echauffierte sich über die Rüppel in der Straßenbahn, die ihren großen Hut "zerdötscht" hatten. Die arbeitenden Herrschaften hätten die Industrie hochgehalten, klärte sie den Preußen auf. Theater und Tanz gebe es zudem in der wachsenden Großstadt Remscheid mit wandernden Theatern sowie der Restauration zum Alten Markt mit den Marmorsälen zu Hauf.

Robert Böker, unter anderem Stadtverordneter, klärte den Preußen über die Errungenschaften von Straßenbahn, der ersten Trinkwassertalsperre sowie der Erneuerung des Gaswerkes auf. Alles, was mit Energie zu tun habe, sei schließlich sein Element, merkte der historische Böker, mit Zylinder, Handschuhen und schwarzen Anzug fein gekleidet, an. Von Schmied Casper, der ursprünglich aus Baden-Württemberg stammt, ließ sich der Tourist von den Bauarbeiten zu der Müngstener Brücke erzählen. Das Bauwerk begeisterte den Preußen bereits bei seiner Anreise. Dass drei der sechs Unfälle während der Bauarbeiten tödlich ausgefallen seien, lag daran, dass die Arbeiter Unfug trieben, erklärte Casper. Genau wie viele der Arbeiter hielt auch er an der "Hessen-Insel" am Markt nach einer Frau Ausschau. Zum Abschluss durften sich die Gäste und Darsteller bei einem Remscheider Bräu sowie Snacks von "Miro" stärken. Die nächste Veranstaltung zum Jubiläum ist am 11. September an der Stadtkirche Lüttringhausen.

(RP)
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