Remscheid Ampeln aus — mehr Raser

Remscheid · In Remscheid gibt es etwa 80 Lichtzeichenanlagen. 30 von ihnen werden von 20.30 bis 6 Uhr aus Spargründen abgeschaltet. Das geht nicht überall, weil die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gewährleistet sein muss.

Wer abends und nachts mit dem Auto durch Lennep fährt, mag sich wundern. Die Fußgängerampel am Kreishaus verrichtet ihren Dienst rund um die Uhr — ob nun Fußgänger unterwegs sind oder nicht. Einem BM-Leser war das aufgefallen, er fragte in der Redaktion nach, warum die Anlage abends nicht abgeschaltet wird. Das sei doch viel kostengünstiger und effizienter.

Das stimmt so nicht, meint der städtische Verkehrsingenieur Udo Wilde. Der Experte für Verkehrstechnik erläuterte im BM-Gespräch, dass diese Ampel als reine Fußgängerampel noch mit der alten 230-Volt-Technik ausgestattet sei. "Die Hauptrichtung steht auf Dauergrün und schlägt nur um, wenn Fußgänger das anfordern oder ein Busfahrer für herannahende Kunden über eine im Boden verlegte Schleife fährt und die Ampel auf rot springen lässt", erläutert Wilde. Dieses Prozedere laufe reibungslos. Da im Steuergerät der Ampel aber eine Heizung installiert sei, die für ihren Betrieb Strom benötige, lohne eine Nachtabschaltung nicht. "Die Stromersparnis ist zu gering", betont Wilde.

Im Einzelfall abwägen

Ob und wenn ja, welche Ampeln im Stadtgebiet zwischen 20.30 Uhr und 6 Uhr abgeschaltet werden, sei im Einzelfall abzuwägen. "Generell steht in der Straßenverkehrsordnung, dass die Ampeln durchlaufen sollen. In Remscheid haben wir uns entschieden, einige Lichtzeichenanlagen vorübergehend abzuschalten", erläutert der Verkehrsingenieur. Nachteil: je mehr Ampeln abgeschaltet werden, desto eher erhöht sich das Tempo der Autofahrer — vor allem auf den innerstädtischen Straßen. Beispiel Freiheit-Straße: "Hier schalten wir nur einige Ampeln ab, sonst würden manche Verkehrsteilnehmer durchrasen", sagt Wilde. Immer wieder müsse man also sowohl über den Spar- aber auch über den Sicherheitsaspekt reden. Die alten Ampeln leuchten mit 70 Watt, die neue LED-Technik mit sechs bis sieben Watt. "Das ist eine deutliche Ersparnis, deshalb rüsten wir zurzeit viele Ampeln um", erklärt Wilde. Zurzeit seien die Techniker auf der Freiheitstraße/Brucher Straße im Einsatz, wo auch eine Nachtabschaltung angeordnet wurde. Die neue LED-Technik lässt es sogar zu, dass Wilde eine Umschaltung auf Nachtbetrieb selber mit dem Laptop (nach vorheriger Absprache) vornehmen kann.

Dabei darf die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer nicht leiden. Vor allem die Sichtverhältnisse spielen eine Rolle. Wie an der Borner Straße/Beyenburger Straße. Hier gab es eine Nachtabschaltung, "aber auch deutlich mehr Unfälle nachts", betont Wilde. Vor allem in der Hauptrichtung sei es immer wieder zu unerklärlichen Kollisionen gekommen. Tagsüber hätten die Techniker keine Ursache feststellen können, "nachts haben wir dann erkannt, dass die Umfeldbeleuchtung zu stark ist und sich deshalb die Autofahrer nicht gesehen haben", erläutert Wilde.

Zum Leidwesen der Anwohner musste die Anlage auch nachts wieder eingeschaltet werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort