Remscheid An diesem Tag wollen alle in den Knast

Remscheid · Beim Weihnachtsbasar der JVA Lüttringhausen stehen die Besucher Schlange. Erfolg gibt den Insassen Bestätigung.

Weihnachtsbasar in der Justizvollzugs-Anstalt
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Vogelhäuschen, nostalgisch oder poppig-bunt und absolut einladend für ihre künftigen "Fluggäste", waren der Verkaufshit beim traditionellen Weihnachtsbasar in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Remscheid. Insider wissen: Trotz des riesigen Angebots an Advents- und Weihnachtsdeko und vor allem an hübschen Holzarbeiten muss man schnell sein, wenn man bei den schönsten Stücken zum Zuge kommen will. So bildeten sich am Samstag schon am frühen Vormittag vor dem Haupteingang lange Schlangen. Hier galt die Devise: Zehn Besucher raus, zehn neue rein.

Das ansonsten strenge Sicherheitskonzept beim Einlass wird an diesem Tag gelockert. "Es gibt ja keinen Gefangenenkontakt. Insofern schalten wir die Metalldetektoren aus und verzichten auf die Feindurchsuchung", erklärte Bereichsleiter Karsten Flasch. Anders könne man den Ansturm nicht bewältigen. Allenfalls Freigänger, also Inhaftierte, die ohnehin bereits durch Urlaub oder eine Arbeitsstelle außerhalb der Anstalt Kontakte zur Außenwelt haben, dürfen beim Basar den Vollzugsmitarbeitern helfend zur Seite stehen.

NRW: Häftlinge häkeln Mützen in allen Formen und Farben
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Schreinerei, Schuhmacherei und Schneiderei sind Werkstätten, die gemeinhin Kundenaufträge ausführen und sich beim Basar ebenfalls präsentierten. Hier sah man immer wieder potenzielle Kunden ins Beratungsgespräch vertieft. Anders sieht die Sache in der Arbeitstherapie aus. "Hier wird ein ganzes Jahr auf diesen Tag hingearbeitet", erklärte JVA-Leiterin Katja Grafweg. Advents- und Weihnachtsschmuck, Schwibbögen, Türschilder und Kinderspielzeug aus Holz gehörten zu den Verkaufsschlagern. Auch wenn die Gefangenen in ihren Hafträumen die vielen positiven Reaktionen - "Guck mal, ist das nicht schön" - und auch das Gedrängel und Geschiebe in den Fluren nicht mitbekommen, ist der Basarerfolg alljährlich ein Stück Selbstbestätigung. "Es gibt natürlich von denKollegen positive Rückmeldungen. Vor allem sehen die Inhaftierten aber, dass das Lager nach diesem Tag geräumt ist", sagte Katja Grafweg.

Das finden Sie im JVA-Online-Shop "Knastladen"
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Für sie ist die Veranstaltung generell eine gute Tradition. "Das Gefängnis gehört seit über 100 Jahren zum Stadtbild von Lüttringhausen und ist ja auch ein großer Arbeitgeber. Einmal im Jahr sehen die Menschen, dass auch hier schöne Dinge entstehen." Ein bisschen von diesem Gedanken teilte auch Besucherin Sabine Gonner. "Wir sind zum ersten Mal hier. Zum einen haben wir gehört, dass es hier so hübsche Sachen zu kaufen gibt. Und zum anderen bewegt uns auch der Gedanke, dass diese Arbeit gewürdigt werden muss", sagte die Lenneperin, als sie sich mit handgefertigten Holzarbeiten auf den Weg zur Kasse machte, wo ob des großen Zuspruchs teilweise bis zu vier JVA-Bedienstete im Einsatz waren.

(RP)
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