Prozess in Wuppertal Angeklagter gesteht Raubüberfall auf Pfarrer in Remscheid

Wuppertal · In seinem Pfarrhaus in Remscheid-Lennep wurde im vergangenen November ein Geistlicher nachts von Räubern heimgesucht. Etwa eine Stunde lang war er in der Gewalt der Gangster. Am Dienstag begann der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter.

Ein 28-Jähriger hat einen brutalen Raubüberfall auf einen Pfarrer in Remscheid gestanden. "Ich habe mich spontan zu einer riesigen Dummheit entschieden und entschuldige mich tausend Mal bei Ihnen", erklärte der Angeklagte am Dienstag beim Prozessauftakt vor dem Wuppertaler Landgericht an das Opfer gerichtet. Der 57-jährige Pfarrer war etwa eine Stunde lang von zwei Räubern malträtiert worden.

Durch eine Garage und eine offene Tür waren die Männer laut Anklage im vergangenen November mitten in der Nacht in das Pfarrhaus gelangt.
Sie fesselten und schlugen den Geistlichen und hielten ihm mehrfach ein Messer an den Hals, stachen ihm auch in den Arm. Einer der beiden Täter konnte durch einen Schuhabdruck ermittelt und festgenommen werden, der zweite ist weiter flüchtig.

Mit 200 Euro, einem Smartphone und religiösen Gegenständen flüchteten die Gangster im Auto des Pfarrers. Er habe Todesangst gehabt, berichtete der Pfarrer: "Ich bin davon ausgegangen, dass ich das nicht überleben würde. Das Schlimme war die Vorstellung, wie es passieren würde. Das Messer hatte eine Klinge wie eine Säge."

Die Räuber hätten ständig mehr Beute verlangt und gedroht, ihn zu töten. Sie hätten ihn gezwungen, sich hinzuknien und ihm die Brille abgenommen, ihm wieder und wieder das Messer an die Kehle gehalten, ihn geschlagen. "Das hörte nicht auf. Die haben Geld gefunden, aber das hat ihnen ja nicht gereicht."

"Ich gab ihnen noch mehrere alte Uhren, dachte, damit sind sie zufrieden. Dann habe ich doch noch etwa 100 Euro in bar gefunden, die der Kirche gehörten. Ich habe angefangen, das Vater Unser zu beten." Dann sei er heftig geschlagen worden. "Shut up" ("Sei still") habe einer der Gangster gerufen.

Er habe sich später von seinen Fesseln befreien und aus dem Haus rennen können. Als er gemerkt habe, dass er verfolgt wurde, habe er laut geschrien. Eine Familie, bei der er Sturm geklingelt habe, habe ihn dann ins Haus gelassen.

Der Angeklagte behauptete, er habe seinen Komplizen kurz vor der Tat in einem Café kennengelernt. Der sei dann plötzlich in der Garage verschwunden, er sei ihm gefolgt. So habe der Überfall seinen Lauf genommen. Das Urteil könnte möglicherweise bereits am Freitag verkündet werden.

(mer/lnw)
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