Remscheid Angeklagter wollte Opfer zum Schweigen bringen

Remscheid · Der Totschlagsprozess vor dem Landgericht Wuppertal wurde gestern fortgesetzt. 34-Jähriger sagte aus.

Gestern schilderte im Landgericht Wuppertal der Angeklagte (34) die Hintergründe seiner Tat. Er hatte seine Freundin in der gemeinsamen Wohnung in Remscheid erwürgt. Die Anklage wirft ihm Totschlag ("getötet, ohne Mörder zu sein") vor. Der Mann sprach am zweiten Prozesstag mit fast unhörbarer, Tränen unterdrückender Stimme. Seine Aussage war nur dank des fabelhaften Dolmetschers zu verstehen. Dieser Übersetzer machte auch stellvertretend für den Angeklagten die Gesten. Beim Angeklagten hingegen bewegte sich nicht einmal der Rosenkranz um den Hals.

"Sie war eine wunderbare Frau, so süß - ich habe sie geliebt, ich liebe sie noch heute, wir haben uns geliebt." Mit diesen Worten unterbrach der Angeklagte immer wieder sich selbst - unter Tränen, mit gesenktem Kopf und begleitet mit heftigem Schluchzen. Die beiden hatten sich 2007 in Triest kennengelernt und lebten bald danach zusammen. Das Opfer - nennen wir sie Karla - war eine gebürtige Tschechin. Ihre Mutter und ihre Schwester leben dort.

Anfangs lief in Triest alles gut, bis Karla nach dem Tode ihres Vaters das Trinken anfing. "Immer, wenn sie trank, wusste sie nicht mehr, was sie sagte", bekannte der Angeklagte. Dann habe sie ihn stets auf das Übelste beschimpft. Aber nüchtern sei sie so lieb gewesen. Und deswegen habe er geglaubt, dass sie ihrer Liebe wegen mit dem Trinken aufhören könne. Als die Gelegenheitsarbeiten in Triest ausblieben, zog das Paar 2012 nach Sizilien zu seinen Eltern. Doch auch war die Situation trist: wenig Arbeit, zu wenig Geld und eine betrunkene Karla. Wenn mal Geld vorhanden war, schickte sie es zu ihrer Mutter.

Er schaute hilflos zu, "weil ich sie liebte." Die beiden stritten sich jeden Tag. Sie lebte auch zwischenzeitlich bei ihrer Mutter in Tschechien, er blieb in Sizilien. Er besuchte sie - sie stritten. Schließlich besorgte ihm ein Vetter im März 2014 Arbeit in Remscheid. Karla folgte im Mai. Der Angeklagte schöpfte Hoffnung: "Ich wollte eine sichere Arbeit und dann eine Familie gründen." Doch der permanente Geldmangel blieb - und auch der Alkohol und der tägliche Streit. Sie schickte trotzdem Geld zu ihrer Mutter. Schließlich hatten sie rund 900 Euro Schulden. Um die Miete zu bezahlen, schloss er vier Handyverträge ab. Mit dem Verkauf machte er kurzfristig mit Gewinne, langfristig aber große Verluste.

Zum Tathergang folgten die Schilderungen des Angeklagten aus seiner Sicht: Nachdem er "so alles geregelt" hat, erntet er statt Dank äußerst verletzende Worte. Sie ist wieder betrunken und will Geld für ihre Mutter. Diesmal hat auch er entgegen seiner Gewohnheit getrunken. Er sagt, sie solle aufhören, ihn zu beschimpfen. Doch sie hält den Mund nicht. Sie geht auf ihn los und will ihn schlagen. Er drückt sie mit einer Handfläche in ihrem Gesicht hin zum Fenster. Sie hält den Mund nicht. Er greift ihr mit der anderen Hand an die Gurgel, mit der anderen zieht er sie an den Haaren. Beide fallen auf den Küchenboden. Er drückt jetzt mit beiden Händen ihre Kehle. Sie soll endlich den Mund halten. Irgendwann hält sie ihn. Sie ist tot. "Sie haben Bilanz gezogen", sagt der Richter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort