Remscheid Ansichten von der dunklen Seite des Lebens

Remscheid · Das Von der Heydt-Museum zeigt Werke der in Berlin lebenden Malerin Valérie Favre.

 Dieser Bildausschnitt stammt aus dem Zyklus "Hexenflug", den die Malerin Valérie Favre nach Motiven von Goya gestaltet hat.

Dieser Bildausschnitt stammt aus dem Zyklus "Hexenflug", den die Malerin Valérie Favre nach Motiven von Goya gestaltet hat.

Foto: Uwe Busch

Die Kenntnis der Kunstgeschichte hilft, um die besondere Ausdruckskraft und den Gestaltungswillen der Malerin Valérie Favre zu erfassen. "Ich wähle berühmte Werke aus und mache sie mir zu eigen, indem ich sie neu erschaffe, dabei aber ihren ursprünglichen Sinn erhalte", sagt die Künstlerin zu ihrer Vorgehensweise. Welche Ergebnisse dabei herauskommen, zeigt die aktuelle Ausstellung in der Von der Heydt-Kunsthalle in Barmen.

Goya zum Beispiel. Oder Rembrandt. Heroen der Kunstgeschichte dienen der Malerin als Material. Aus Goyas Bild "Der Hexenflug" entnimmt sie ein Detail und variiert es durch wechselnde Stimmungen und Atmosphären. Die Hexen mit spitzer Mütze lässt sie einmal vor einem schwarzen Hintergrund wie Harlekine tanzen. Oder sie schweben im Kreis oder springen in einem weiteren Bild mit angezogenen Knien in die schwarze Nacht.

Die Malerin bleibt bei der figürlichen Malerei, doch ihr dezenter Umgang mit grünen Tupfern für die schmalen Hosen oder die weiße Haut verleihen dem kleinformatigen Bild meist eine morbide Poesie. Die Künstlerin arbeitet kontrapunktisch. Die Hintergrundfarbe wechselt von höllischem Schwarz auf Sonnengelb. Dann mutieren die Hexen zu Engelsgestalten.

In diesem Zyklus bleibt die geistige Verwandtschaft zu den skizzenhaften Bildern Goyas erhalten. Zugleich entwickelt sich die eigenständige Kraft durch die Variationen des Motivs. Favre kreiert einen eigenen Hexenkosmos.

Die Ausstellung gehört zu der Reihe der Positionen aktueller Malerei, die das Von der Heydt-Museum in der Kunsthalle pflegt. Valérie Favre (geboren 1959) lebt in Berlin. Die Professorin für Malerei an der Universität der Künste Berlin ist eine schweizerische Künstlerin, die Motive der Malerei- und Filmgeschichte als Archetypen der Fantasie sucht. Einige der Bilder in der Ausstellung stechen durch ihren theatralen Charakter hervor. Die Figuren setzt Favre wie in einem Bühnenbild ein. Unterschiedliche Malweisen - figurativ, abstrahierend, rein farbmalerisch - sind bei ihr in einem Bild vereint. In ihrer aktuellen Serie der "Theâtres", mit der der Rundgang in Barmen beginnt, entwickelt sie eine ganze Kette von Metaphern für das Leben als lustvolles und tragisches Spiel: Eine bunte Truppe aus Figurinen, Spielleuten und Gnomen steht dicht gedrängt auf einer schmalen Bühne. Unheimliche Gestalten. Auch in diesem Werk gibt es wieder Bezüge zur Kunstgeschichte. Aber auch ohne kunstgeschichtliche Kenntnisse begegnet der Besucher einer Fantasiewelt, die mehr die dunklen Seiten des Lebens betont.

Info Von der Heydt-Kunsthalle, Geschwister Scholl Platz 4-6 , Wuppertal-Barmen, bis 8. Januar, Öffnungszeiten: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Kettler Verlag mit Texten von Dr. Beate Eickhoff, Thomas Hirsch und Valérie Favre, 15 Euro.

(RP)
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