Remscheid Antonias Welt

Remscheid · 300 Gäste der Sparkasse erleben eine spannenden Abend mit der Nahost-Expertin Antonia Rados.

 Vor der Landkarte des Nahen Ostens, der Türkei und Nordafrika zeichnete Antonia Rados beim Sparkassen-Forum anschauliches Bild der arabischen Welt.

Vor der Landkarte des Nahen Ostens, der Türkei und Nordafrika zeichnete Antonia Rados beim Sparkassen-Forum anschauliches Bild der arabischen Welt.

Foto: Jürgen Moll

Dieser Frau hört man gerne zu - auch wenn ihr Thema besorgniserregend ist. 30 Minuten dauert der Vortrag von Antonia Rados beim 3. Sparkassen-Forum im Vaßbendersaal der Stadtkirche über die Krisenregionen der Welt und ihre Auswirkungen auf Deutschland und Europa. Eine beeindruckende halbe Stunde.

 Vor der Landkarte des Nahen Ostens, der Türkei und Nordafrika zeichnete Antonia Rados beim Sparkassen-Forum anschauliches Bild der arabischen Welt.

Vor der Landkarte des Nahen Ostens, der Türkei und Nordafrika zeichnete Antonia Rados beim Sparkassen-Forum anschauliches Bild der arabischen Welt.

Foto: Jürgen Moll

Die in Paris lebende, mehrfach ausgezeichnete Nahostexpertin zeichnet ein anschauliches Bild der arabischen Welt, aus der sie seit vielen Jahren regelmäßig für das Fernsehen berichtet. "Es wird kein einfaches Jahr werden", begrüßt sie die knapp 300 Zuhörer. Mit der Wahl des neuen US-Präsidenten Donald Trump sei "ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor" dazu gekommen, weitere Flüchtlingswellen aus dem Nahen Osten könnten kommen.

Doch statt Angst zu verbreiten, erklärt Rados Zusammenhänge, weitet den Blick. Sie tut dies ruhig und sachlich, mit professioneller Distanz und angenehm uneitel.

Die Weltsituation, so bedrohlich sie manchem erscheinen mag, sei nicht zum ersten Mal so zugespitzt wie jetzt. Gruppen wie den Islamischen Staat (IS), die ihre Ziele mit äußerster Brutalität verfolgen, habe es immer wieder gegeben in der langen Geschichte des Nahen Ostens. Das riesige Gebiet sei "leicht zu erobern, aber schwer zu verteidigen".

Seit dem Sturz der zum Teil vom Westen gestützten Diktatoren wie Gaddafi fehle die Ordnungsmacht. Das biete Raum für radikale Gruppen wie den IS, dem aber seinerseits die Kraft fehle, sich überall durchzusetzen. Eine Karte im Hintergrund zeigt mit roten Markierungen, wo der IS überall in Kämpfe verwickelt ist. Mehr als diese Karte und später noch ein Foto von der zerstörten syrischen Stadt Aleppo braucht Rados nicht an Utensilien.

Im anschließenden Gespräch mit Moderator Andreas Franik rät Rados den europäischen Staatsmännern, das Gespräch mit der Türkei und dem Iran zu suchen. Diese beiden Länder an der Schnittstelle zwischen Europa und dem Nahen Osten beziehungsweise Asien seien zwar keine einfachen Partner, verfügten aber über eine gut ausgebildete Jugend, und seien ihrer Struktur und Kultur nach dem Westen näher. Erdogan bleibe ein wichtiger Ansprechpartner, dessen Machtgebärden Rados weniger als Drohung an den Westen, denn als Gesten der Stärke nach innen versteht.

Die kriegsmüde Supermacht USA sieht sie in der Rolle als Weltpolizist auf dem Rückzug. Donald Trump verglich sie mit einem Cäsaren in einem zerfallenden Römischen Reich.

Bei den wenigen - zuvor abgestimmten - Fragen zur Person schwenkt die konzentrierte Stimmung ins Heitere um. Rados erzählt, wie sie ihr erstes Interview mit dem Palästinenser-Führer Yassir Arafat in den Sand setzt, weil sie ihn gleich mit der ersten Frage in die Ecke drängt. Lacher bringt auch die Schilderung eines Interview-Versuchs mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Der ignorierte die Fragenliste der Österreicherin. Als sie dennoch mehr als die erlaubte eine Frage stellte, brach der Übersetzer kurzerhand das Interview ab.

Der Abend habe seinen Blick auf die Weltlage verändert, sagt Sparkassenchef Frank Dehnke am Ende der Veranstaltung. Zu Beginn hatte er erklärt, aus Sorge nach den Anschlägen von Berlin von einer geplanten Reise zum U2-Konzert in Berlin Abstand genommen zu haben. "Jetzt würde ich fahren", sagt Dehnke. Nur gebe es jetzt wohl leider keine Karten mehr.

(RP)
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