Remscheid Auch ohne Zug - 150 Jugendliche betrinken sich im Hardtpark

Remscheid · Die frisch gebackenen "Buddys" haben in Lennep viel zu tun. Die Teams der Jugendschutzkontrollen greifen bis zum Abend elf stark Betrunkene auf.

 Polizeibeamte beim Einsatz im Hardtpark. Hier trafen sich die Jugendlichen.

Polizeibeamte beim Einsatz im Hardtpark. Hier trafen sich die Jugendlichen.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Den Studentinnen Anika Frank und Pauline Wenker steht die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben. Ihr Einsatz beim Umzug in Lennep sollte der erste der neuen "Buddys" sein (die BM berichtete). Nach der Zugabsage steht die gesamte Aktion auf der Kippe. Ob sich der Einsatz so überhaupt lohne, wird gefragt. Einige bange Minuten vergehen, dann ist klar: Die jungen Alkohol-Aufklärer sollen trotzdem auf die Straße.

Dass die Aktion zur Alkohol-Prävention ihre Berechtigung hat, wird schon kurz nach Beginn der "Buddy"-Patrouille deutlich. Der Hardtpark gilt zu Karneval traditionell als Treffpunkt für die trinkfreudige Jugend. So auch gestern. Schon lange vor dem offiziellen Zugbeginn stehen hier zwischen 100 und 150 trinkende Jugendliche beisammen. Als die "Buddys" den Park betreten, kommt ihnen eine grölende Meute entgegen. Ein junger Mann mit Löwenkostüm und unstetem Blick stimmt Schlachtgesänge an. Aus seiner Tasche ragt eine halb leere Flasche Wodka heraus. Und er ist kein Einzelfall. Auf dem gesamten Gelände tummeln sich zum Teil volltrunkene Jugendliche. Harter Alkohol ist hier eher die Regel als die Ausnahme - obwohl viele der Anwesenden ganz offensichtlich noch nicht 18 Jahre alt sind. "Was machen wir jetzt?", fragt Alina Johannsen ihre Buddy-Kollegen. "Wie sprechen wir die Leute da am besten an?" "Ich hab da schon 'ne Idee", antwortet Pauline Wenker. "Lass mich mal machen." Die junge Frau zückt einen Alkoholtester - neben warmem Tee und sogenannten Care-Paketen die Geheimwaffe der Truppe. "Hey, willst du mal pusten?", fragt Pauline den betrunkenen Löwen. Der ist begeistert von der Idee und schon sind die beiden in ein Gespräch verwickelt - ein Paradebeispiel für das Vorgehen der "Buddys", deren Ziel es ist, mit der Jugend ins Gespräch zu kommen, um so ein Bewusstsein für die Gefahren von Alkohol und anderen Suchtmitteln zu schaffen.

Dass das nötig ist, belegt die traurige Bilanz des Tages. Obwohl der Zug abgesagt wurde, griffen die Teams der Jugendschutzkontrollen bis zum frühen Abend 11 stark Betrunkene auf - die meisten waren 14 bis 17 Jahre alt - und führten sie zur Auffangstation im Röntgen-Museum, wo sie betreut wurden, bis die Eltern sie abholten. Eine 15-Jährige wurde mit 2,0 Promille ins Krankenhaus gebracht, ein 20-Jähriger am Abend mit 2,08 Promille.

Alina Frank und Pauline Wenker blicken trotz dieser Zahlen zufrieden drein. "Wir haben unseren Job machen können", sagen sie. "Im nächsten Jahr denkt der ein oder andere vielleicht zweimal nach, bevor er sich abschießt."

(RP)
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