Remscheid Auf der Suche nach Nachwuchs

Remscheid · Beim "Tag des Handwerks" stellten sich gestern elf Innungen im Berufskolleg Technik vor. 180 Schüler waren eingeladen, um sich zu informieren und Hand anzulegen. Den örtlichen Schreinern, Malern und Co. fehlt es nämlich an Nachwuchs. Rund 20 Ausbildungsstellen stehen offen.

 Malermeister Michael Scharf (l.) gibt Daniel ein paar Tipps.

Malermeister Michael Scharf (l.) gibt Daniel ein paar Tipps.

Foto: Segovia-Buendía

Zum dritten Mal hatte die Kreishandwerkerschaft zu dieser etwas anderen Berufsausbildungsmesse eingeladen. Der Fachkräftemangel macht sich nicht nur in der Industrie bemerkbar. Auch die hiesigen Handwerksbetriebe - egal ob Elektriker, Steinmetz, Fliesenleger oder Friseur - haben es schwer, geeignete Azubis zu finden. "Da hilft es nicht, wenn wir nur darüber schimpfen", sagt Malermeister Holger Schulz, "wir müssen selbst aktiv werden."

Am Stand der Maler-Innung hatten die Profis beispielsweise einen großen Würfel aufgebaut, an dem sich die Messebesucher beim Tapezieren ausprobieren konnten. Der Malerberuf, erklärt Thorsten Hoffmann, ist weitaus mehr als "nur ein bisschen streichen und fertig". Beim Tapezieren etwa kommt es auf die richtige Technik und die Feinheiten an. Knifflig wird es bei einer gemusterten Tapete, musste Messebesucher Daniel (18) feststellen. Während er darauf achtete, die Kanten ordentlich festzukleben, hatte er den Übergang des floralen Musters völlig außer Acht gelassen. Malermeister Michael Scharf half ihm dabei, die Tapete abzukleben. Er sorgte mit den richtigen Handgriffen für ein ordentliches Ergebnis. "Eigentlich habe ich mich für den Malerberuf nie interessiert und konnte ihn mir auch nicht für mich vorstellen, weil ich Höhenangst habe", erzählt Daniel, der sich in Zukunft mehr als Verkäufer sieht: "Aber das hat jetzt eigentlich richtig Spaß gemacht." Genau deswegen findet er den "Tag des Handwerks" gut: "Da kann man sich mal umschauen und ausprobieren."

Solche Erkenntnisse wünschen sich alle anwesenden Gewerke, sagt Kreislehrlingswart Lutz Kotthaus: "Es ist schwierig, ausbildungswillige und ausbildungsfähige Jugendliche zu finden. Das Handwerk ist halt Arbeit und oftmals dreckig. Das schreckt viele ab."

Die Handwerksmesse soll jedoch auch die Vorzüge zeigen: "Die Auftragslage ist gut", sagt Kotthaus. Eine Festanstellung, Aufstiegsmöglichkeiten und Weiterbildungen bis hin zum Studium sind mit einer soliden Handwerksausbildung möglich. Darüber haben sich Joana und Aleksandra (beide 16) noch keine Gedanken gemacht. Sie könnten sich aber einen Bürojob vorstellen. "Friseur würde mir auch Spaß machen", sagt Joana, "aber die verdienen zu wenig."

(sebu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort