Remscheid Aufstieg und Fall auf der Tonleiter indischer Klänge

Remscheid · Wie eine indische Prinzessin trippelt die Sängerin Sumitra Das Goswami in langer, rosa Seide gehüllt, das schwarze, hüftlange Haar zu einem Schwanz zusammengebunden und das Haupthaar wie mit dem Lineal gescheitelt, vorbei an den Besucherreihen im Forum des Teo Otto Theaters auf die Bühne. Ihr folgen zwei Männer im weißen Gewand, den Kopf ziert ein Turban. Ohne Vorrede widmet sich jeder seinem Instrument: Es wird gestimmt.

Remscheid: Aufstieg und Fall auf der Tonleiter indischer Klänge
Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Sumitra Das Goswami gibt den Ton an mit ihrem Harmonium. Papamir stimmt danach seine doppelfellige Röhrentrommel Dholak und Roop Das bringt die vier Metallsaiten seiner Langhalslaute Tambura in Stimmung. Nach einem kurzen Blick geht's los. Die Sängern singt eine Art Intro mit lauten, kräftigen und dafür ziemlich hohen Tönen. Das Intro will schier kein Ende nehmen, dann setzen die beiden Männer ein. Papamir legt den Rhythmus fest: Auf dem ersten Taktteil klingt mit überraschendem Bums ein Bassschlag mit der rechten Hand, ihm folgen verzwicktere helle Schläge mit den Fingern oder der flachen linken Hand.

Die Saiten der Tambura klingen offen; ihren zirpenden, metallischen Klang erzeugt Roop durch eine Art Streicheln der Saiten. Die Töne halten lange an; sie fungieren als Halteton (Bordun) zur Begleitung der Melodie.

Melodie? Für diejenigen, die sich an indische Musik gewöhnt haben, auf jeden Fall. Sumitra Das Goswami singt, als würden ihre Töne eine hohe Leiter hinaufsteigen. Nicht alle schaffen es. Einige fallen plötzlich von den Sprossen und beginnen wieder von Neuem. Andere verschwinden ganz und machen anderen Platz. Noch andere erklimmen die höchste Sprosse und werden ganz oben lauter und lauter: Sumitra Das Goswami schreit aus Leibeskräften in einer Art Koloratursopran. Danach fallen ihre Töne in sich zusammen.

Parallel dazu kann die Sängerin die Charakteristik ihrer Töne verändern - mal "erleuchtet" hell, mal geradlinig, mal rau, mal besänftigend. Die Lieder sind mystische und religiöse Gesänge. Sie beschreiben etwa die Hindu-Göttin Radha. Es heißt, dass manchmal ihre Stimme so magisch erscheint, als sänge die Göttin selbst. Diese Mystik ist zu spüren - weniger mit den Ohren als vielmehr mit den Augen. Die Musik erzeugt eine Schwere der Lider, der sich viele Zuhörer nicht entziehen können: Mancher scheint so unbeschwert in das Land der Träume zu segeln. Die Musiker dürften es gemerkt haben. Jedenfalls werden sie mit der Zeit allmählich lauter. Vor allem die beiden Felle der Trommel wetteifern darum, wer wohl das Sagen hat. So kommt Bewegung ins Forum. Sie lassen sich vom Rhythmus beeinflussen. Und während der Zugabe klatschen sie nicht nur Beifall, sondern auch im Takt.

(RP)
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