Remscheid Ausflug in eine fremde Arbeitswelt

Remscheid · Zum bundesweiten Girls Day, einem Berufsorientierungstag für Mädchen, bei dem Schülerinnen ab Klasse fünf typische Männerberufe ausprobieren können, schnupperten gestern vier Mädels in das Software-Unternehmen Sander und Doll hinein. Die IT-Branche, sagt Firmenchef Peter Doll, bräuchte dringend mehr Fachkräfte.

 Girls Day 2017 bei Sander und Doll: Nadine Marchetti, Timea König, Alexandra Klaes, Dipl.-Kfm. Peter Doll, Holger Baumeister (hinten, v.l.), Vanessa Groß und Johanna Wallenzus.

Girls Day 2017 bei Sander und Doll: Nadine Marchetti, Timea König, Alexandra Klaes, Dipl.-Kfm. Peter Doll, Holger Baumeister (hinten, v.l.), Vanessa Groß und Johanna Wallenzus.

Foto: Jürgen Moll

Eigentlich hätten sie mit Informatik nichts am Hut, dachten Timea König (15), Johanna Wallenzus (14), Vanessa Koß und Alexandra Klaes (beide 13 Jahre alt) noch, als sie sich vor einigen Wochen für den Girls Day das Remscheider Software-Unternehmen Sander & Doll aussuchten. "Aber von allem. was da auf der Internetplattform angeboten wurde, hat mich das mit Informatik am meisten interessiert", gibt Vanessa Koß zu. Von alleine hätte die 13-Jährige wohl nie den Weg in diese Branche gefunden. Dabei musste sie sich nach den ersten paar Stunden eingestehen: "Es ist doch viel cooler, als ich gedacht hatte."

Firmen-Administrator Holger Baumeister führte die vier jungen Mädchen locker in die Welt der Kabel und Elektronik, der Rechner und Programmiersysteme ein. Mit wenigen Handgriffen zeigte er ihnen, wie sich mithilfe eines Mikrocontrollers Laufschrift auf einer kleinen LED-Matrix zaubern lässt. Gesehen haben solche beleuchteten Schilder alle schon in Schaufenstern, doch wie solche Matrizen programmiert werden, weiß kaum einer.

Das wurde den Mädchen schnell klar, als sie sich bald übers eigene Smartphone in das Firmennetz einloggten und die Matrix mit ihrem eingegebenen Text zum Leuchten brachen. "Eigentlich nutzen wir ja alle solche Systeme, alle haben Computer und Handys, und trotzdem wissen wir kaum, wie das funktioniert", erkannte Johanna Wallenzus. "Es ist spannend zu erfahren, was alles in einem Smartphone an Technik drinsteckt und zu verstehen, wie das Ganze funktioniert", sagte Timea König, die sich ohne den Girls Day auch nie für eine Softwarefirma interessiert hätte.

Auch wenn der Tag durchaus interessant für sie war, sagte die 15-Jährige, "beruflich könnte ich mir das aber dann doch nicht vorstellen." Ganz anders die 13-Jährige Alexandra Klaes. Sie bastelt zu Hause auch selbst mal gern an ihrem Computer herum. "Dass mit der Matrix fand ich ziemlich interessant und könnte mir vorstellen, später in so einer Firma zu arbeiten und selbst Sachen zu programmieren."

Firmenchef Peter Doll würde es freuen, einige der Mädels für ein Praktikum oder eine Ausbildung wiederzusehen. Bislang beschäftigt er nur 14 Frauen in der Beratung. "In der Abteilung für Technik und Entwicklung haben wir dagegen nur Männer und das entspricht ja auch nicht unserer Gesellschaft." Zudem sei die IT-Branche ein zukunftsorientierter und stabiler Arbeitsplatz. Frauen brächten auch häufig andere Lösungsansätze mit, die der Branche guttun würden, sagte Administrator Holger Baumeister. "Deswegen finde ich auch so einen Girls Day gut, weil wir damit das Interesse wecken und den Mädchen die Angst vor technischen Berufen nehmen." Das bestätigten die Mädchen: "Der Girls Day ist sehr gut, weil man was sieht, was man sich sonst nicht zugetraut hätte."

(RP)
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