Haases Papiertheater in Remscheid Ausgeschnittene Heimtageschichten

Remscheid · Haases Papiertheater begeistert bei der Premiere von "Bitte umsteigen!" mit detailreichen Kulissen.

 Die Bühnenbilder des Papiertheaters orientieren sich ganz dicht an der Realität.

Die Bühnenbilder des Papiertheaters orientieren sich ganz dicht an der Realität.

Foto: Jürgen Moll

Die Lok fährt langsam ein. Der Dampf steigt hoch und hüllt die bergischen Schieferhäuser in Nebel. Der Zug kommt von der Müngstener Brücke durchs Morsbachtal in die Gerstau. Dort wird er unerwartet bei der Streckeneröffnung gebremst, denn zwei Lausbuben haben Fischkadaver auf die Gleise gelegt. Das Ereignis liegt über 100 Jahre zurück, und die Strecke der Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn ist seit vielen Jahren Jahrzehnten stillgelegt. Doch beim Stück "Bitte umsteigen!" wird es wieder lebendig - in Form von Pappe.

Rund drei Monate recherchierte Martin Haase für seine etwa halbstündige Rundreise durch das Bergische Städtedreieck, fotografierte typische Altbauten und stellte in liebevoller Detailarbeit die Kulissen her. An der filigranen Müngstener Brücke schnitt er die ganze Nacht, erzählte er mit einem Lachen.

Die vierte Produktion von Haases Papiertheater mit lokalem Bezug feierte im vollbesetzen Privattheater im Souterrain an der Ackerstraße Premiere. "Das ist schon etwas ganz Besonderes. Bisher hat es wirklich noch niemand gesehen", erklärte Sieglinde Haase vor der Vorstellung.

Grund zur Aufregung gab es aber eigentlich nicht. Denn die zum Teil historische Reise entlang an Bergischen Sehenswürdigkeiten und alten Geschichten kam sehr gut an beim Premierenpublikum. Wortwitz und unterhaltsame Dialoge am Startpunkt in Solingen-Mitte brachen direkt zu Beginn das Eis. "Das ist toll gemacht", hieß es aus den Reihen der Besucher, als sich der Vorhang hob und eine Reihe von Bergischen Häusern zu sehen waren.

Der O-Bus brachte die Gäste dann nach Unterburg, wo es mit der Seilbahn hinauf zur Burg ging. Der Einmarsch von Truppen und die Ermordung des Schlossherren gaben Aufschluss über die Hintergründe der Burg. Von dort ging es weiter zum Müngstener Brückenpark. Während die Schwebefähre über das Wasser der Wupper gleitet, überquert die S7 das 120 Jahre alte Wahrzeichen.

Danach geht der Weg historisch weiter - mit der Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn durch die Morsbach und der Straßenbahn bis zum Remscheider Hauptbahnhof. Der Zug bringt die Passagiere nach Wuppertal-Oberbarmen, wo bereits der Kaiserwagen der Wuppertal Schwebebahn wartet, um die Reise nach Vohwinkel fortzusetzen. Der legendere Elefant Tuffi und der Sprung aus dem Schwebebahnwagon dürfen natürlich in der Erzählung nicht fehlen, bevor es mit dem Bus zurück zum Ausgangspunkt geht.

Amüsant und kurzweilig zeigt sich das neue Stück "Bitte umsteigen!", bei dem das Ehepaar auf den Punkt genau Kulissen und Figuren wechselte. Martin Haase hat die Reise mit vielen, interessanten Details und Dönekes rund um das Bergische gespickt. Inspirationen für die Bühnenbilder erhielt der Papiertheaterspieler aus alten Büchern und bei Expeditionen durch die drei Städte.

Die Töne und Dialoge wurden vorher aufgezeichnet und liefen vom Band. Das Quietschen der Eisenbahn, die Geräusche vom O-Bus oder auch das Plätschern der dahinfließenden Wupper hauchen dem Stück Leben ein und kreieren eine authentische Atmosphäre. "Ich finde es so faszinierend und bin sehr interessiert an Heimatgeschichte", merkte Haase an. Deshalb wird das neue Stück sicher nicht das letzte bergische sein.

(RP)
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