Remscheid Ausländer sollen sich willkommen fühlen

Remscheid · Über 160 Kundenkontakte hat das Ausländeramt pro Woche. Sie sollen sich jetzt wohler fühlen. Zum neuen Konzept gehört eine Infomappe, mehr Service und eine angenehmere Wartezone. Vor allem Türken kommen nach Remscheid.

 Neu in Remscheid, alles ist fremd und dann noch der erste Gang zur Behörde - das Ausländeramt will Neuankömmlingen das Gefühl vermitteln, dass sie in Remscheid willkommen sind und dass sie hier Hilfe finden.

Neu in Remscheid, alles ist fremd und dann noch der erste Gang zur Behörde - das Ausländeramt will Neuankömmlingen das Gefühl vermitteln, dass sie in Remscheid willkommen sind und dass sie hier Hilfe finden.

Foto: Bußkamp, Thomas

In einem Moment kann der junge Holländer vor dem Tresen des Ausländeramtes stehen, im nächsten Augenblick die junge Frau aus der Türkei, die in Remscheid heiraten möchte. Kaum eine Remscheider Behörde hat mit so unterschiedlichen Menschen, Nationalitäten und Mentalitäten zu tun, wie die 13 Mitarbeiter des Ausländeramtes. Sie haben jetzt eine Initiative gestartet, damit sich Neuankömmlinge willkommen fühlen. Gestern stellten Dezernent Christian Henkelmann, die Amtsleiterin Claudia Schwarzweller und ihr Stellvertreter Dietmar Murach das Konzept der Presse vor.

Für Schlagzeilen sorgen Kriegsflüchtlinge aus Syrien oder afrikanische Bootsflüchtlinge. Bilden sie das Gros der Kunden?

"Nein, es sind überwiegend Türken, die im Rahmen der Familienzusammenführung nach Remscheid kommen", sagte Henkelmann. Im vergangenen Jahr kamen 1264 aus diesem Grund hierhin. Es sind Nachkommen und Verwandte der ersten und zweiten Gastarbeitergenerationen der 60er und 70er Jahren, die in der Remscheider Industrie Arbeit suchten und fanden, überwiegend Arbeiter. Nicht immer seien Verwandtschaftsverhältnisse der Ausländer jedoch glasklar nachvollziehbar.

Wer meldet sich in der Behörde?

Neben den Erwähnten alle Ausländer, sowohl EU- und EWR-Ausländer (europäischer Wirtschaftsraum), als auch Flüchtlinge, Menschen, die hier Arbeit suchen.

Auch der indische IT-Experte?

Nein, hoch qualifizierte Zuwanderer bilden die Ausnahme: 2013 waren es vier.

In der Vergangenheit gab es Übergriffe auf Mitarbeiter, vor zwei Jahren klebte jemand ein Hitlerporträt in den Flur. Wie sieht es aktuell aus?

Nach Angaben von Claudia Schwarzweller ist es ruhiger geworden. Die Vorfälle seien Ausnahmen. Die Behörde bewege sich aber immer im Spannungsfeld: Zum einen ist sie Dienstleister, zum anderen eine Sonderordnungsbehörde, die beispielsweise eine Abschiebung von Asylbewerbern und andere Gesetze umsetzen muss.

Aus Sicherheitsgründen stehen die Kunden vor einem breiten Tresen. Diese haben einige Remscheider Initiativen kritisiert. Bleibt sie?

Ja, die Sicherheit der Mitarbeiter habe eine hohe Priorität, sagte Henkelmann. "Man muss einige Kunden vor der eigenen Mentalität schützen." Allerdings verzichte man auf dicke, trennende Glasscheiben.

Wie sieht die neue Willkommenskultur aus?

Das Amt bietet den ersten Kontakt der Ausländer mit einer deutschen Behörde. Es versteht sich als Lotse und Helfer, das Kontakte zu anderen Stellen vermittelt. In Arbeitsgruppen haben die Mitarbeiter Ideen entwickelt, teilweise umgesetzt, und Ziele vereinbart. Dazu gehört, dass jeder eine grüne Willkommensmappe mit einige Broschüren erhält. Im Wartebereich gibt es mehr Wohlfühlatmosphäre - dank Spielecke, neuer Schilder, bald auch frischer Farbe sowie Bildern an den Wänden, Monitor und Getränkeautomat oder Wasserspender. Der Service wird verbessert: Termine gibt es innerhalb einer Woche. Derzeit sind es rund 160 pro Woche. Es wurde eine offene Sprechstunde für Laufkundschaft eingeführt. Die Mitarbeiter erhielten eine Schulung in Behördenenglisch. Studenten führen im Rahmen eines Projektes eine Befragung zur Kundenzufriedenheit durch.

Wie klappt die Verständigung?

Die Stadt hat einen Dolmetscherpool für alle gängige Sprachen, sogar Arabisch.

(RP)
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