Remscheid Bedrohtes Glück der kleinen Leute

Remscheid · Das Westdeutsche Tourneetheater zeigt Falladas "Kleiner Mann, was nun?"

 "Lämmchen" (Claudia Sowa) und Pinneberg (Bjorn Lucas) spielen das Paar in "Kleiner Mann, was nun?".

"Lämmchen" (Claudia Sowa) und Pinneberg (Bjorn Lucas) spielen das Paar in "Kleiner Mann, was nun?".

Foto: Jürgen Moll

Es ist alles nicht so einfach für Lämmchen und ihren Pinneberg. Das Paar sitzt an einem einfachen Holztisch und rechnet nach, ob der Lohn reicht für ein Leben zu zweit und bald zu dritt. Miete, Versicherung, Stillgeld - irgendwie reicht es nicht, um auskömmlich zu leben. Hauptsache, Pinneberg hat eine Job. Doch das Glück der kleinen Leute ist bedroht in Hans Falladas Roman "Kleiner Mann, was nun?".

Claudia Sowa, Intendantin des Westdeutschen Tourneetheaters, hat aus dem Gesellschaftsroman über das Berlin der 30er Jahre eine Fassung für die Bühne konzipiert. Am Samstag ist Premiere im "theater im studio". Falladas Pinneberg wird zermürbt von einer bürgerlichen Konkurrenzgesellschaft, in der die Furcht vor der Arbeitslosigkeit umgeht. "Kleiner Mann - was nun?" ist vor allem ein Roman über die Angst vor dem sozialen Abstieg, vor der Ausgeschlossenheit aus der Gesellschaft. Und ein Roman über die Anfälligkeiten der Verzweifelten für die einfachen Ideologien, die kompromisslos eine bessere Welt versprechen. Gleichwohl, Lämmchen und Pinneberg wollen von den Nationalsozialisten nichts wissen.

Sowa, die zugleich Regie führt und das "Lämmchen" spielt, erzählt die Geschichte auf drei Ebenen: neben dem Bühnenpersonal (drei Schauspieler Björn Lenz, Björn Lucas, Claudia Sowa) treten auch drei Erzähler (gleiche Besetzung) auf, die an einem Stehpult aus dem Roman vorlesen. "Das Buch darf nicht ganz verschwinden", begründet Sowa diese dramaturgische Entscheidung. So hört der Zuschauer, wie hinter aller präzisen und sachlichen Beschreibung Falladas Gefahrenanalyse durchschimmert. Die Kostüme passen sich der Mode der 30er Jahre an. Auf einer Leinwand wechseln sich Fotografien und kleine Schwarz-Weiß-Filme ab, die die Hauptstadt des Deutschen Reiches zeigen. Mit der Aufführung will das Ensemble zeigen, was passieren kann, wenn die politische Lage und das Aufkommen der Nazis falsch eingeschätzt wird. Das WTT liegt am Rande der Remscheider Stadtbezirke, in denen Pro NRW die meisten Stimmen bekommen hat.

Sa. 9. Mai, 20 Uhr, WTT, ,Bismarckstraße 138, Tel.: 2191 32285.

(RP)
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