Remscheid Behandlung in Garage mit kleinem Besteck

Remscheid · Der Remscheider Arzt Dr. Volker Peinke hilft Menschen im afrikanischen Kamukongo.

An Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes leiden zunehmend auch die Menschen in Uganda, "nur treffen die Zivilisationskrankheiten das Land recht unvorbereitet", zieht Dr. Volker Peinke nach einem vierwöchigen Aufenthalt in dem ost-afrikanischen Land Bilanz.

Seit längerer Zeit unterstützt der in Lennep wohnende Mediziner den Förderverein "Our children and our future" unter anderem mit einer Patenschaft für ein Kind. Nun wollte er dem Beispiel anderer Berufskollegen folgen und mit seinem Knowhow den Menschen vor Ort zur Seite stehen. "Nach dem Eintritt in den Ruhestand hatte ich mir das vorgenommen", erzählt der Facharzt für Innere Medizin, der in Remscheid als Mannschaftsarzt des Rollhockeyclubs IG Remscheid und auch durch sein Engagement für eine Herzsportgruppe bekannt ist. In Kamukongo untersuchte er die Patienten sowohl im mit Unterstützung des Lenneper Ärzte-Ehepaars Dr. Haide und Dr. Helmut Cuntze aufgebauten Gesundheitszentrums als auch während Fahrten in entlegenere Gebiete. "Ein weißer Arzt, der Sprechstunden abhält - das war für viele Menschen etwas völlig Neues", erzählt er.

Den Vergleich mit der hierzulande selbstverständlichen Apparatemedizin halten die Bedingungen in Afrika nicht stand, so musste Volker Peinke auf die Grundlagen medizinischen Handelns zurückgreifen. Ein Stethoskop und ein kleines Feldlabor, um sechs bis acht Blutwerte bestimmen zu können, waren beinahe die einzigen Gerätschaften zur Diagnose, die er mit sich führte. Ungewöhnlich waren auch die Orte - wie eine Kirche oder eine Garage, - die zu Sprech- und Behandlungsräumen wurden, während eine Wiese als Wartezimmer diente. Bei jüngeren Menschen dominiere als Krankheitsbild die Malaria, ältere Patienten litten unter eben jenen Krankheiten, die die auch dort älter werdende Bevölkerung vermehrt treffen.

Zum Problem können auch Verletzungen etwa an den Füßen werden, denn viele Menschen tragen keine Schuhe. "Wenn die Leute rechtzeitig zur Behandlung kämen, würde die Heilung in vielen Fällen unproblematisch verlaufen. In einem Gesundheitssystem, in dem man alles selbst bezahlen muss, tun sie das aber nicht. So sieht man eine einfache Wundheilung kaum", hat Peinke erfahren. Weil einheimische Ärzte nicht an jedem Tag zu erreichen sind, übernehmen Pfleger und Krankenschwestern den Dienst in der Gesundheitsstation. "Über ihre Fertigkeiten konnte ich nur staunen", lobt der Mediziner. Dass die Menschen in und rund um Kamukongo trotz schwieriger Lebensbedingungen dennoch so lebensfroh sind, hat Volker Peinke genauso berührt wie ihre große Dankbarkeit. Sein Einsatz in Afrika soll nicht der letzte gewesen sein. Nun, da er eigene Erfahrungen gesammelt habe, könne er sich noch viel besser vorbereiten. "Und ich werde mich um ein anderes Handynetz bemühen." Denn das hat nicht wie gewünscht funktioniert, so dass der Kontakt zur Familie in Lennep nur ab und zu möglich war. "Da war ich schon ein bisschen von der Welt abgeschnitten, was ein Unsicherheitsgefühl auf beiden Seiten hinterlassen hat", ergänzt er lächelnd.

(RP)
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