Remscheid Bei Problemen frühzeitig Hilfe holen

Remscheid · Zum Abschluss der "Woche der seelischen Gesundheit" berichtet die Autorin Beate Felten-Leidel über Angststörungen und Hochsensibilität.

Heulsuse, Sensibelchen oder Mimose - Beate Felten-Leidel musste sich als Kind und junge Erwachsene einiges anhören. "Reiß dich zusammen" oder "Du musst dir ein dickeres Fell zulegen" wurde ihr oft gesagt. Dabei ging das für die Kölner Autorin nicht so einfach. Die Diagnose: Hochsensibilität. Gerüche, Geräusche, Farben oder Lichter nimmt Felten-Leidel viel intensiver wahr. Auch emotionale Reize wirken bei ihr stärker. "Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern eine Wesensart, die Krankheiten hervorrufen kann, wenn man nicht weiß, dass man darunter leidet", erklärt Felten-Leidel. Sie las zum Abschluss der "Woche der seelischen Gesundheit", die auch das Thema Selbsthilfegruppen beleuchtete.

Das Phänomen "Hochsensibilität" wird erst seit den 1990er Jahren näher betrachtet. Bei der Lesung am Freitagabend in der Zentralbibliothek erzählte die studierte Übersetzerin ganz offen von ihren Erfahrungen. "Von wegen Mimose" heißt das Werk, in dem sie schildert, was es heißt, hochsensibel zu sein. Mit den Besuchern entstand eine angeregte Gesprächsrunde. Was hätte zum Beispiel in der Kindheit geholfen, besser mit der permanenten Reizüberflutung zurechtzukommen? "Liebevolle Unterstützung", lautete die Antwort. Das Schlimmste sei gewesen, dass sie sich falsch gefühlt habe, weil es als Makel gesehen wurde. Zusätzlich zur Hochsensibilität leidet sie auch unter Angst. Was das mit einem macht, beschreibt sie in ihrem Buch "Hasenherz und Sorgenketten". Seit sie jedoch weiß, dass die Hochsensibilität für vieles verantwortlich ist, komme sie besser zurecht. Die Angst konnte sie mittels einer Therapie akzeptieren. Sie habe sich angewöhnt, bewusst auf positive Dinge zu achten und aus ihnen zu schöpfen.

"Ich bin das beste Beispiel dafür, dass es nicht so bleiben muss", motiviert Felten-Leidel. Wichtig sei es, sich Hilfe zu holen - sowohl als Betroffener, als auch als Angehöriger, merkte Willi Vögeli, Geschäftsführer des Sozialpsychiatrischen Zentrums, an.

(RP)
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