Remscheid Bei Suche nach Pflegeheim genauer nachfragen

Remscheid · CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn kritisierte Pflege-TÜV. Örtliche Heimaufsicht hält ihn jedoch für sinnvoll.

Das sind die Probleme bei der Pflege
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Das sind die Probleme bei der Pflege

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Foto: dpa, Angelika Warmuth

Es ist für Angehörige immer eine schwierige Situation: Die eigenen Eltern oder nahe Verwandte werden pflegebedürftig, können nicht mehr selbstständig leben. Sie brauchen ambulante Versorgung oder müssen in einer stationären Pflegeeinrichtung dauerhaft untergebracht werden. Da möchte jeder natürlich die bestmögliche Einrichtung finden. Nur wie geht das? Pflege ist längst nicht mehr nur der reinen Nächstenliebe geschuldet, sie muss sich bei einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung auch wirtschaftlich tragen.

Als Hilfe für Angehörige von Pflegebedürftigen wurde deshalb der sogenannte Pflege-TÜV eingeführt, bei dem für die Einrichtungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) ein Transparenzbericht bestehend aus einem umfangreichen Fragenkatalog erstellt wird zu den Bereichen "Pflege und medizinische Versorgung", "Umgang mit demenzkranken Bewohnern", "Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung" und "Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene". Der TÜV sei jedoch ein "Desaster" und gehöre abgeschafft, sagte CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn der Süddeutschen Zeitung.

Diese Meinung teilen Michaela Strangfeld und Katja Wilke von der Remscheider Heimaufsicht nur mit Einschränkungen: "Das Prinzip ist sehr wichtig und richtig, die Fragen an sich gut. Allerdings könnte man an den Antwortmöglichkeiten arbeiten, da sie nicht immer sehr aussagekräftig sind", sagt Strangfeld, und ihre Kollegin ergänzt: "Man kann nur mit Ja oder Nein antworten. Bezogen auf den sachgerechten Umgang mit Medikamenten kann ein Nein allerdings sehr viel bedeuten: von der falschen Datumsbeschriftung über das abgelaufene Haltbarkeitsdatum bis hin zur falsch verabreichten Dosierung", sagt Wilke. Das könnten Angehörige dann natürlich nicht einschätzen.

Ohnehin würden sie sich zu oft an den Gesamtnoten der Transparenzberichte orientieren. "Viele wissen gar nicht, dass man die Fragen zu den Teilbereichen auch einsehen kann", sagt Wilke.

Wer nun auf der Suche nach einer geeigneten Pflegeeinrichtung für Angehörige ist, sich aber nicht auf den Pflege-TÜV verlassen will, kann sich an die Pflegeberatung der Stadt Remscheid wenden: "Die Mitarbeiterinnen, Claudia Gottschalk-Elsner und Frau Andrea Wild, sind erste Ansprechpartner für Bürger, die sich in dem Bereich der Pflege einfach gar nicht auskennen", sagt Wilke.

Strangfeld fügt an: "Dort kann man sich auch über die verschiedenen Wohnformen, die anfallenden Kosten oder die Möglichkeit ambulanter Hilfen informieren. Auch darüber, wie es möglich ist, die Angehörigen möglichst lange in der eigenen Wohnung zu halten, wird bei der Pflegeberatung informiert."

Eine weitere Möglichkeit ist die Mundpropaganda, sagt Wilke: "Wenn man von Freunden oder Bekannten Positives über eine Einrichtung gehört hat, dann sollte man einfach unangekündigt dort hingehen und sich selbst ein Bild machen."

Gut sei es, wenn man sich dann als potenziell interessierter Angehöriger vorstelle. Auch hier bestehe die Möglichkeit, den Transparenzbericht anzusprechen, sagt Strangfeld: "Die Einrichtungen bekommen ihn auch vollständig zugeschickt. Wenn die nichts zu verbergen haben, dann werden sie ihn auch vorzeigen."

(RP)
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