Remscheid Bergische Depression

Remscheid · Immer mehr Menschen leiden an psychischen Erkrankungen. Frauen sind häufiger krank.

Beim Krankenstand liegt das Bergische Land mit 3,9 Prozent unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt, doch sind psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch. Das belegt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport für das Bergische Land, der gestern vorgestellt wurde. Im Vergleich zum Vorjahr haben psychische Krankheiten die Erkrankungen von Muskel- und Skelettsystem an der Spitze der Tabelle abgelöst. Inzwischen machen Depressionen und Angstzustände 19,5 Prozent aller Fehltage am Arbeitsplatz aus.

Betrachtet wurden die Daten von 40.000 Versicherten in der Region, Untersuchungszeitraum war das Jahr 2015. Ein Krankenstand von 3,9 Prozent bedeute, "dass an jedem Tag des Jahres 2015 von tausend Arbeitnehmern 39 krank geschrieben waren", verdeutlicht Rainer Lange. Damit stünden die Bergischen vergleichsweise gut da, sagt Dr. Frank Neveling, Leiter des Remscheider Gesundheitsamtes. Dass psychische Krankheiten den größten Teil ausmachen, bereite ihm aber "ein Stück Sorge." Andererseits könne die Zahl auch für eine gute Versorgung der Menschen sprechen. Mit der Evangelischen Stiftung Tannenhof habe man eine leistungsfähige Fachklinik mit hervorragenden Strukturen unter anderem für Psychiatrie vor Ort. "Das wird dazu beitragen, dass Diagnosen schneller gestellt werden", sagt der Mediziner. Auch Dr. Jörg Hilger, Leitender Arzt der Stiftung Tannenhof, sieht wachsende Zahlen bei psychisch Erkrankten. Dies führt auch er darauf zurück, dass sich die Diagnostik verbessert hat und es eine größere Offenheit bei Betroffenen und Ärzten gebe. Denn nachweislich lösten Depressionen auch körperliche Beschwerden aus und seien damit früher häufiger der Gruppe der somatischen Erkrankungen zugeordnet worden.

Weiterhin widmete sich der Report den Krankheitsunterschieden von Frauen und Männern. Danach werden Frauen im Bergischen häufiger krankgeschrieben, was auch daran liegt, dass sie regelmäßiger einen Arzt aufsuchen. Doch gehen sie häufiger gesundheitlich angeschlagen zur Arbeit als ihre männlichen Kollegen und melden sich öfter krank, um Krankheitszeiten beim Kind zu überbrücken. Dr. Hilger sieht in diesen Ergebnissen auch ein gesellschaftliches Problem: "Frauen sind heute meistens berufstätig und gehen ihrer Karriere nach. Trotzdem haben sich die Rollenvorstellungen in der Familie noch nicht entscheidend verändert." Zudem fange der Leistungsdruck heute schon im Kindergarten an. Dr. Neveling beurteilt die heute erwartete ständige Erreichbarkeit als weiteren Faktor, der sich auf die Gesundheit auswirkt. "Junge Menschen sind heute abhängig von Smartphone und den modernen Medien. Das wird uns in den nächsten Jahren vor Probleme stellen."

(RP)
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