Warnstreiks der IG Metall Arbeitgeber aus dem Bergischen sind besorgt über Tarifforderung

Remscheid · Markus von Dreusche sieht keine Chance, dass bergische Unternehmen einen Anspruch, die Arbeitszeit zeitweise auf 28 Stunden zu reduzieren, umsetzen könnten. Mit Warnstreiks will die IG Metall Kampfbereitsschaft demonstrieren.

 An dem 18. Januar könnten die Arbeiter ihren Protest auf die Straße bringen (Symbolbild).

An dem 18. Januar könnten die Arbeiter ihren Protest auf die Straße bringen (Symbolbild).

Foto: dpa/ Hendrik Schmidt

Zum Ritual von Tarifverhandlungen in der Elektro- und Metall-Industrie gehört es, im Vorfeld ordentlich für die jeweils eigene Position zu trommeln und sich am Ende gütlich zu einigen. So geschah es in den vergangenen Boom-Jahren in aller Regel. Doch in diesem Jahr sind die Fronten extrem verhärtet: "Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Ich sehe auch nicht, wie eine Lösung gefunden werden kann", sagt Markus von Dreusche, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Remscheid.

Seit 25 Jahren vertritt von Dreusche die Interessen der Arbeitgeber. Bei den Verhandlungen gehe es gar nicht in erster Linie ums Geld. Er befürchtet vielmehr Nachteile für die bergischen Unternehmen, wenn die IG Metall sich mit ihren Forderungen auf einen Anspruch, die wöchentliche Arbeitszeit auf zeitweise bis zu 28 Stunden reduzieren zu können, durchsetzt. Wer in Schicht oder anderen belastenden Tätigkeiten arbeitet, Kinder betreut oder Angehörige pflegt, solle zudem einen Zuschuss bekommen, um sich die kürzere Arbeitszeit leisten zu können, fordert die IG Metall. "Wir sind der Meinung, dass der Unternehmer auch eine gesellschaftliche Verpflichtung hat", sagt Marko Röhrig, Geschäftsführer der IG Metall Remscheid-Solingen.

Mit Warnstreiks wollen die Arbeitnehmer in der nächsten Woche Druck auf die dritte Verhandlungsrunde am 18. Januar in Neuss ausüben. Mehr als 3000 Gewerkschaftler werden ihre Arbeit ein bis zwei Stunden früher beenden, sagt Röhrig. In 15 Betrieben beteilige sich die Belegschaft an der Aktion. "Ich bin überrascht, wie viele Zusagen ich erhalten habe", sagt Röhrig. Sollte es danach keine Bewegung bei den Verhandlungen geben, stehen die verschiedenen Stufen der Eskalation bereits fest. An dem 18. Januar könnten die Arbeiter ihren Protest auf die Straße bringen. Danach drohe ein 24-Stunden-Streik. Eine Urabstimmung als letztes Mittel entscheidet über eine unbefristete Arbeitsniederlegung.

Die Forderungen nach einer Reduzierung auf 28 Stunden lehnt von Dreusche strikt ab. "Das können unsere kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht leisten", sagt von Dreusche. Die Branche suche dringend Fachkräfte. "Wer soll die Arbeit übernehmen, wenn ein Kollege die Stunden reduziert?", fragt der Geschäftsführer, "wir können doch unsere Stellen schon heute nicht mehr alle besetzen." Was in großen Konzernen vielleicht möglich sei, lasse sich im Bergischen Land nicht praktizieren.

Die Forderungen der IG Metall hat bei den Remscheider Arbeitgebern im Vorfeld für Unruhe gesorgt. Es habe Austritte gegeben, sagt von Dreusche. Unternehmer wollten sich davor schützen, solche Tarifverträge übernehmen zu müssen. "Für uns wird es immer schwieriger, mit Tarifverträgen neue Mitglieder zu werben", sagt der Geschäftsführer. Er habe auch noch nie erlebt, dass keine Lösung gefunden wurde, wenn ein Mitarbeiter auf Teilzeit gehen wollte. Den Remscheider Unternehmern liege es am Herzen, weiterhin gute Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen.

"Die zahlen auch gerne mal einen Euro mehr", sagt von Dreusche, wenn es die Lage erlaubt. Lange Streiks würden Schäden verursachen, die nicht wieder gutzumachen sind. "Das werden spannende Wochen", sagt von Dreusche. Darin ist er sich mit Marko Röhrig einig.

(RP)
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