Remscheid Besuch aus Israel - aus Fremden wird eine "Familie"

Remscheid · Alon Yotzer und Shalev Ron aus Hila in Israel haben für zehn Tage in Remscheider Gastfamilien gelebt.

 Deutsch-israelische Freundschaft: Shalev Ron, Judith Gassen, Alon Yotzer und Erik Müller (von links) haben sie gemeinsam gelebt.

Deutsch-israelische Freundschaft: Shalev Ron, Judith Gassen, Alon Yotzer und Erik Müller (von links) haben sie gemeinsam gelebt.

Foto: Jürgen Moll

Als die israelischen Gastschüler auf dem Hastener Kirchplatz ankommen, warten dort schon ihre deutschen Austauschpartner voller Vorfreude mit israelischen Flaggen. Kaum hält der Bus der evangelischen Stadtkirchengemeinde, liegen sich schon die ersten Deutschen und Israelis in den Armen. Mitten drin sind auch Alon Yotzer (16), der nun für zehn Tage bei Erik Müller leben wird, und Shalev Ron, dessen Austauschschülerin Judith Gassen schon gespannt wartet. "Ich war eigentlich gar nicht mit in Israel, aber es wurde noch eine Gastfamilie gesucht", erklärt die 15-Jährige. Im Gemeindehaus haben die deutschen Jugendlichen eine Bergische Kaffeetafel vorbereitet. Schnellsind alle Waffeln aufgegessen, und es müssen neue gebacken werden.

Am nächsten Tag war das Wetter in Köln nicht so gut. "Der deutsche Sommer ist wie der israelische Winter. Es hat geregnet und war kalt, aber sonst war Köln ganz schön", beschreibt Alon den Ausflug. Shalev beeindruckt die Natur in Deutschland am meisten. "In Israel ist fast nur Wüste. Hier ist alles viel grüner, und die Bäume sind beeindruckend. Deshalb fand ich die Wanderung nach Schloß Burg am schönsten."

Die Gruppe hat sich auch mit dem Holocaust auseinandergesetzt. Gemeinsam besuchten die Jugendlichen die Gedenkstätte in Bergen-Belsen. "Wir haben alle zusammen eine Trauerfeier veranstaltet. Das war sehr emotional, und ich fand schön, dass wir jetzt hier zusammen stehen und trauern können", berichtet Erik.

"Bevor ich hierher gekommen bin, mochte ich Deutschland nicht. Nach dem Austausch mag ich das Land und will wiederkommen", berichtet Alon. Gerade auch die Andersartigkeit beider Länder reizt ihn. "In Israel kennen wir schon alles. Hier ist alles neu." Teilweise musste Alon sich umstellen. "Die Leute sind alle viel höflicher als bei uns. Aber auf Partys tanzt hier keiner. In Israel wird immer getanzt".

Gemeinsame Erlebnisse schweißen zusammen, so auch der Besuch bei Remscheid Live. "Als die Band ,We Are Family' gespielt hat, haben wir uns alle in einen Kreis gestellt und zusammen getanzt. Wir sind nicht nur die besten Freunde, wir sind alle eine ganz große Familie", erzählt Erik.

Den Familientag haben Shalevs und Alons Gastfamilien zusammen in Bochum verbracht. Nach dem gemeinsamen Tag haben alle zusammen Abendbrot gegessen und sind in die St. Suitbertus Kirche gegangen. "Das beste Erlebnis, das ich in meinem Leben als Musiker hatte, war, als wir in der Kirche israelische und deutsche Lieder gesungen und an der Orgel gespielt haben", berichtet Shalev, der selbst Gitarre spielt.

Bei der Farewell-Party haben alle Teilnehmer einen leeren Zettel auf dem Rücken getragen, auf den andere Partygäste eine kleine Botschaft geschrieben haben. Dabei gaben sich alle viel Mühe, denn die Zettel sollten auch ein Souvenir an die gemeinsame Zeit sein.

Beim Abschied am Düsseldorfer Flughafen flossen viele Tränen. Aber alle wollen noch einmal nach Remscheid oder Hila kommen.

(RP)
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