Remscheid Blitzschneller Messer-Angriff im Zug

Remscheid · 125-Kilo-Mann (61) mit Rollator stach in der S-Bahn einen 51-Jährigen mit Steakmesser nieder.

Der Messerangriff in der S-Bahn erfolgte unerwartet und von hinten. Der Täter stach zweimal zu. Als das Opfer sich zur Verteidigung umdrehte, konnte es weitere Stiche in den Bauch nur durch den vorgehaltenen Oberarm abwehren. "Ich dachte, der Täter wollte mich kaltmachen", sagte das Opfer.

Der Mann, 51 Jahre alt, sagte gestern vor dem Landgericht Wuppertal im neu begonnenen Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung als Zeuge aus. Angeklagt ist ein zur Tatzeit 61-jähriger Remscheider. Die Polizei führte ihn vor, er war zum angesetzten Verhandlungstermin nicht erschienen. "Ich hatte den Termin nicht auf dem Schirm", sagte er. Er war schlecht zu verstehen, denn er hatte keine Zähne im Mund.

Er atmete schwer - nach eigenen Angaben wiegt der zu 80 Prozent Schwerbehinderte bei 178 Zentimetern Körpergröße 175 Kilogramm. Zur Tatzeit waren es noch 125 Kilogramm. Die Blutprobe ergab zwei Stunden nach der Tat 1,78 Promille Alkohol im Blut, während der Tat könnten es bis 2,28 Promille gewesen sein. Der Angeklagte konnte sich an das eigentliche Geschehen angeblich nicht mehr erinnern. Der Zeuge schilderte es wie folgt: Er stand auf dem Bahnsteig. In der sich öffnenden Tür der eingefahrenen S-Bahn stand raumfüllend der "unappetitlich aussehende Angeklagte" und stützte sich auf seinen Rollator. Er war offensichtlich betrunken, eine Flasche Kräuterlikör lag auf dem Rollator. "Kann mir jemand raushelfen?", schrie er fordernd. Darauf sagte der Zeuge spontan: "Hilf' dir doch selbst!", schnappte aber dann den Rollator und stellte ihn auf den Bahnsteig, um den Einstieg freizubekommen. Als er sich wieder umdrehte, saß der Angeklagte auf dem Zugboden. Der Zeuge betrat den Zug und ging in Richtung Zuganfang. Nach einigen Metern hörte er plötzlich: "Achtung! Der hat ein Messer!", und spürte sofort danach die Stiche in seinem Rücken. Damit hatte der Mann nicht gerechnet: Gerade saß der Angeklagte noch auf dem Boden und jetzt war er ohne Rollator dicht hinter ihm. "Er muss flink wie eine Gazelle gewesen sein - eine Bombenleistung", sagte der Zeuge. Diese "Leistung" endete mit einem Gerangel und weiteren Stichen in Arm und Hand.

Der Arzt schrieb das Opfer zweieinhalb Wochen krank. Zu all dem sagte der Angeklagte: "Es tut mir weh, einen Unschuldigen verletzt zu haben." Es könne sich zwar alles so zugetragen haben, aber (lautstark): "Ich weiß es nicht!" Die Tatwaffe war ein Steakmesser mit einer zwölf Zentimeter langen Klinge. Das habe er bei sich getragen, um zu essen, und für den Fall, dass es mal "Knies" gebe, sagte der Angeklagte. Ein psychiatrischer Gutachter wohnt dem Verfahren bei. Das Amtsgericht Wuppertal hatte es ans Landgericht verwiesen. Der Prozess soll noch drei Verhandlungstage dauern.

(begei)
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