Remscheid Brennholz für die Baumbesetzer

Remscheid · Während um die Abholzungen im Hambacher Wald trotz des vorläufigen Stopps der Rodungen weiter ein juristischer Streit läuft, harren dort Menschen aus. Unterstützung erhalten die Besetzer von einem Remscheider.

 Hubert Benzheim lädt in der Alten Straße in Remscheid Holz ein. Es soll den Besetzern im Hambacher Forst als Brennholz dienen. Vier Fahrten hat der Landschaftsgärtner innerhalb eines halben Jahres schon unternommen.

Hubert Benzheim lädt in der Alten Straße in Remscheid Holz ein. Es soll den Besetzern im Hambacher Forst als Brennholz dienen. Vier Fahrten hat der Landschaftsgärtner innerhalb eines halben Jahres schon unternommen.

Foto: Jürgen Moll

Als langjähriger Umweltaktivist hat der Remscheider Hubert Benzheim schon viel erlebt. Was er am vergangenen Sonntag im Hambacher Forst zu sehen bekam, hat ihn dennoch umgehauen: "Trotz Schnee und Glätte kamen mehr als 400 Leute aus ganz Europa zur monatlichen Führung durch einen Waldpädagogen zusammen. Das waren keine Schaulustigen, sondern Menschen, denen die Wut über die bisherigen Rodungen von RWE im Gesicht stand."

Während die Besucher sich in erster Linie informieren wollten, war Benzheim als Helfer vor Ort. "Ich habe den Besetzern Brennholz geliefert", sagt der Landschaftsgärtner und Umweltberater, der sich seit 30 Jahren in Umweltfragen engagiert. Gegen die Braunkohleverstromung habe er schon demonstriert, "als das Thema Hambacher Forst noch gar nicht so durch die Presse geisterte". Denn an den Anblick von gerodeten Wäldern, die durch Bagger und mehrere Hundert Meter tiefe Löcher ersetzt werden, könne er sich einfach nicht gewöhnen.

"Besonders das, was die Leute von RWE im Hambacher Wald bisher veranstaltet haben, kann einem die Tränen in die Augen treiben." Damit meine er "nicht nur die Zerstörung des Stieleichen-Hainbuchen-Maiglöckchenwaldes, der ein in Europa einzigartiges Habitat darstellt und gemäß einer europäischen Richtlinie eigentlich geschützt werden müsste". Er denke auch "an die gezielten Aktionen gegen die Tiere". So seien Nistöffnungen verklebt worden, "um die Fledermäuse zu vertreiben". Hintergrund sei "die enorme Bedeutung, die der alte Laubwald unter anderem für die Bechsteinfledermaus hat". Weil diese heimische Fledermausart als Rote-Liste-Art zu den besonders schutzwürdigen Tieren der gesamteuropäischen Fauna zähle, erfülle der Hambacher Wald vermutlich die Kriterien eines FFH-Gebietes.

"Damit ist ein Lebensraum gemeint, der unter die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie fällt", sagt Benzheim. Für den nordrhein-westfälischen Energieversorger und Tagebau-Betreiber RWE, der sich teilweise immer noch in kommunaler Hand befindet, könne das je nach Ausgang des juristischen Streits, der vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) initiiert wurde, ein völliges und nicht nur vorläufiges Ende der Rodungen bedeuten. Würden die Bagger am Ende tatsächlich dauerhaft stillstehen, wäre das nach Ansicht von Benzheim "ein schöner Erfolg im Kampf gegen die Kohleverstromung".

Für unzählige Pflanzen- und Tierarten käme ein solcher Gerichtsbeschluss jedoch zu spät: "Von dem ehemals mehrere Tausend Hektar großen Wald sind schon 90 Prozent den Rodungen zum Opfer gefallen." Damit wenigstens die letzten Hektar erhalten bleiben, stellt sich Benzheim ganz auf der Seite der Besetzer und möchte "alle Aktivisten, die friedlich und gewaltlos bleiben, weiter mit Brennholz-Lieferungen unterstützen".

Allerdings sei es mit Brennholz nicht getan. "Um den Wald zu schonen, fehlt es an Bodenstreu." Auch jede andere Hilfe sei darum willkommen. Denn eines sei klar: "Die Bewohner der Baumhäuser sind entschlossen, notfalls noch Jahre in den Baumkronen auszuharren." Sein Eindruck sei, dass sie das auch durchziehen könnten: "Das ist kein loser Haufen von Aktivisten, sondern das sind Leute, die gut vernetzt und mit allen Bevölkerungsschichten verbunden sind. Die machen weiter, auch wenn ihnen das Wetter ganz schön zu schaffen macht."

(RP)
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