Remscheid Bretonischer Praktikant backt Baguette bei Beckmann

Remscheid · Der Aufenthalt des 16-jährigen Pierre-Yves Raoul ist für den Städtepartnerschaftsverein Remscheid-Quimper eine Premiere gewesen: "Pierre-Yves war für drei Wochen als Praktikant in der Produktion bei der Remscheider Bäckerei Beckmann an der Dreherstraße tätig", sagte die Vorsitzende Claudia Nast. Zwar werde der Austausch zwischen den Städten aktiv gepflegt - so seien derzeit etwa zwei junge Remscheiderinnen in Behinderteneinrichtungen in Quimper tätig: "Aber dass ein Jugendlicher aus Frankreich hier bei uns sein Schulpraktikum ableistet, das hatten wir so noch nicht", betonte Nast.

 In der Backstube formt Pierre-Yves Raoul aus Quimper ein Baguette, Chef Peter Beckmann schaut ihm dabei über die Schulter.

In der Backstube formt Pierre-Yves Raoul aus Quimper ein Baguette, Chef Peter Beckmann schaut ihm dabei über die Schulter.

Foto: Jürgen Moll

Die Idee entstand 2016 beim Besuch der Remscheider auf dem Weihnachtsmarkt in Quimper. "Dort hat mich Pierre-Yves' Lehrerin Sabine Summek angesprochen, ob ich nicht wüsste, wo der Junge sein dreiwöchiges Praktikum absolvieren könnte." Auf dem Weihnachtsmarkt würde neben selbstgebackenen Plätzchen und groben Würsten stets Stollen der Bäckerei Beckmann verkauft. Als sie sich bei Peter Beckmann für seine Stollen-Spende bedankte, sprach sie den Geschäftsführer auf den Praktikumswunsch aus Frankreich an: "Ich habe direkt zugesagt, unter der Bedingung, dass ich dafür nicht Französisch würde lernen müssen", sagte Beckmann schmunzelnd. Da Pierre-Yves seit fünf Jahre Deutsch in der Schule lerne, sei das kein Problem gewesen. Und da das Ehepaar Beckmann Platz im Hause hat, zog der Franzose für die Zeit seines Aufenthalts bei seinem Chef ein. Beckmann: "Wir hofften, dass die Chemie zwischen uns stimmen würde." Pierre-Yves und sein Gastvater kamen in den vergangenen drei Wochen wunderbar miteinander aus: "Wir haben neben der Arbeit viel unternommen - ich kann besser schwimmen, Pierre-Yves besser mit dem Mountainbike fahren", sagte Beckmann. Ansonsten sei der junge Franzose mit Beckmanns Enkeln zum Klettern nach Langenberg gefahren, man sei zusammen in Köln gewesen und Schwebebahn gefahren.

Die Arbeit ging dem 16-Jährigen gut von der Hand: "Wir haben in dem Internat, das ich in Quimper besuche, eine kleine Boutique. Das ist eine Bäckerei, in der ein paar Schüler arbeiten können", sagte er. Und da er sich selbst gut vorstellen könne, einmal diesen Beruf auszuüben, wollte er ihn während des Schulpraktikums kennenlernen. Beckmann zeigte sich von seinem französischen Praktikanten sehr angetan: "Wir sind regelrecht begeistert von Pierre-Yves. Er hat die Messlatte für alle künftigen Praktikanten aus Frankreich sehr hoch gelegt." Ein junges Mädchen habe Interesse an einem Praktikum in Remscheid signalisiert, erzählte Nast.

Beckmann zeigte sich grundsätzlich offen, betonte aber, dass die Sprachfrage natürlich geklärt sein müsse: "Ein Praktikant muss sich ja auch mit dem restlichen Personal unterhalten können." Am Samstag fährt der 16-Jährige zurück in die Heimat - natürlich mit einer großen Tüte Backwerk aus der Beckmannschen Produktion. Den nächsten Remscheid-Besuch hat der 16-Jährige bereits geplant. "Ich will am Röntgenlauf teilnehmen", sagte der junge Mann.

(RP)
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