Remscheid Brückenschlag zwischen Ost und West

Remscheid · Beim Gemeinschaftskonzert der Bergischen Symphoniker mit arabischen Musikern und jugendlichen Geflüchteten von der Solinger Hauptschule Höhfeld ging es für die 120 Besucher auf eine musikalische Reise "Von Beirut ins Bergische".

 Saher Shingali, ein irakischer Komponist, sang die Arie des Papageno des Papageno "Ein Mädchen oder Weibchen" aus Mozarts Zauberflöte.

Saher Shingali, ein irakischer Komponist, sang die Arie des Papageno des Papageno "Ein Mädchen oder Weibchen" aus Mozarts Zauberflöte.

Foto: Jürgen Moll

Die musikalische Verbindung zwischen Morgen- und Abendland geht weit zurück. Viele vermeintlich westliche Instrumente haben so ihren Ursprung im Orient. Beim letzten Konzert in dieser Spielzeit nahmen die Bergischen Symphoniker gestern etwa 120 Zuhörer im Teo Otto Theater mit auf eine etwa einstündige Reise "Von Beirut ins Bergische". Und es wurde ein eindrucksvoller Brückenschlag zwischen Ost und West präsentiert. Mit von der Partie waren nämlich auch einige Tänzer von der Solinger Hauptschule Höhfeld, jugendliche Geflüchtete aus neun verschiedenen Ländern. Die tanzten gleich zu Beginn eine ausgeklügelte Choreographie von Hüsnü Turan zur Musik von Nikolai Rimsky-Korsakow.

Aus dessen symphonischer Tondichtung "Scheherazade" wurde nämlich der zweite Satz gegeben. Auf einer Leinwand über dem Orchester wurden dazu Bilder von Kunstgruppen mit geflüchteten und Remscheider Kindern und Jugendlichen gezeigt. In einem Projekt der Musik- und Kunstschule hatten diese ihre Eindrücke zur Musik aufgemalt. Geschaffen wurde so schon beim Auftakt des Konzerts ein multikultureller Dreiklang mit westlichen und östlichen Elementen. Die Idee dazu war Generalmusikdirektor Peter Kuhn vor etwa einem Jahr gekommen. Und sie funktionierte prima, wie sich nicht zuletzt am kräftigen Applaus und den stehenden Ovationen zum Schluss zeigte.

War der Auftakt noch eher konventionell, ging es mit dem folgenden Lied "Kirivo" des irakischen Komponisten Saher Shingali nun ganz weit in den Orient hinein. Der 24-Jährige hatte ein Gedicht eines jesidischen Dichters vertont und begleitete sich selbst auf dem Saiteninstrument Baglama, einer Art Laute, zu den Klängen der Symphoniker. Das ergab eine wunderschön-eigentümliche Mischung, die mit einer Improvisation auf dem Santir, einer Art Hackbrett, die der Iraner Azad Schahwysi im Anschluss präsentierte, direkt weiterging. Dabei klangen die orientalischen Tonskalen und Tonfolgen für westliche Ohren teils etwas schräg, was aber bei den Proben lediglich für gegenseitige Lernprozesse gesorgt habe, wie Moderator Tom Daun anmerkte.

Auf äußerst charmante Weise auf die Spitze getrieben wurde diese Annäherung der Welten bei der gemeinsamen Interpretation der bekannten Arie des Papageno "Ein Mädchen oder Weibchen" aus Mozarts Oper "Die Zauberflöte". Die wurde nämlich von Shingali mit leicht orientalischem Zungenschlag gesungen, während Mohedienn Hamra die bekannte Melodie als wiederkehrendes Intermezzo auf der orientalischen Zither, dem Kanun, spielte, immer wieder abgelöst von den Symphonikern, die die Arie auf konventionelle Art intonierten.

Das war ein Ohrenschmaus der besonderen Art, der nicht nur begeisterten Applaus des Publikums erntete, sondern auch eindrucksvoll bewies, dass Musik eben die einzige, wirklich völkerverbindende Sprache war. Was sich auch zum Schluss bei der Zugabe, dem Volkslied "Ez Kevokim" auch noch einmal optisch zeigte. Denn da standen alle Beteiligten gemeinsam auf der Bühne, tanzten und klatschten begeistert mit, während Shingali ein weiteres Mal seine Stimme zu den perkussiv dominierten Klängen der Symphoniker erhob.

(RP)
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