Remscheid Bürger kritisieren die EU und Flüchtlingspolitik

Remscheid · Die Europaparlamentarierin Petra Kammerevert (SPD) diskutierte in Lennep über aktuelle politische Fragen.

Remscheid: Bürger kritisieren die EU und Flüchtlingspolitik
Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Ein Europaparlamentarier hat es in diesen Zeiten nicht leicht. "Ich finde, Europa hat in Bezug auf die Flüchtlingshilfe völlig versagt. Seit einem Jahrzehnt ist klar, dass mit diesem Flüchtlingsstrom zu rechnen ist", musste sich Petra Kammerevert, SPD-Abgeordnete im Europäischen Parlament, am Freitagabend aus dem Kreis der Zuhörer im Lenneper Café Grah anhören.

 Kaufen fair gehandelte Produkte regelmäßig ein (v.l.): SPD-Fraktionschef Sven Wolf, Volker Beckmann, Kämmerer Sven Wirtz und Johannes Haun.

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Foto: nh

Die Remscheider Sozialdemokraten hatten die Parteifreundin aus Düsseldorf zum Bürgerdialog eingeladen und dieses Attribut hatte der Abend tatsächlich verdient. Nach dem Eingangsreferat Kammereverts drängte es das Auditorium, mit der Politikerin ins Gespräch zu kommen. "Europa klappt nur, wenn`s ums Geld geht", legte die kritische Zuhörerin nach, die selbst in der Flüchtlingsarbeit aktiv ist.

Petra Kammerevert wies den Vorwurf zurück. "Das Europäische Parlament hat immer wieder betont, dass wir eine solidarische Lösung für die aktuellen Herausforderungen brauchen. Da haben sich die Staats- und Regierungschefs aber häufig verweigert - und sie tun es immer noch." Wer vermeiden wolle, dass einzelne Länder des vereinten Europas die Binnengrenzen dicht machten, müsse sich dafür aussprechen, die Außengrenzen zu schützen. "Es gibt ja gemeinsame Regeln, Richtlinien und Standards in der Flüchtlingsthematik", hob sie hervor. Worauf ein Gast des Dialogs konterte: "Aber sie funktionieren nicht." Auch die CDU-Kanzlerin zog den Unmut auf sich: "Frau Merkel sagt: Wir schaffen das. Aber sie sagt nicht, wie." Dabei war es keinesfalls so, dass die Zuhörer sich der Hilfe verweigern. "Ich besuche selbst immer wieder Flüchtlingsunterkünfte. Die Menschen sind völlig auf sich alleine gestellt, von Integration keine Spur. Die Leute werden nur verwaltet. Es ist schlimm, wie man mit ihnen umgeht", sagte er verärgert. Kammerevert widersprach nicht, mahnte aber, die Errungenschaften des europäischen Einigungsprozesses nicht zu vergessen.

(bona)
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