Remscheid Bützchen und Co. - Stadt klärt Flüchtlinge auf

Remscheid · Die Stadtverwaltung informiert Flüchtlinge über Karnevalstraditionen. Damit sollen Missverständnisse vermieden werden.

Karneval - da herrscht Ausnahmezustand. Da wird munter gebützt, geschunkelt und geschäkert, geflirtet und mit den Augen gezwinkert, laufen manche etwas freizügiger herum. Es wird ausgelassen gefeiert. Beim Alkoholkonsum fallen die Schranken. Das könnten Flüchtlinge falsch verstehen und "als Einladung von Frauen betrachten", sagt Barbara Reul-Nocke, die als Rechtsdezernentin der Stadt auch für den Bereich Flüchtlingsarbeit zuständig ist. Im Krisenstab Flüchtlinge entstand deshalb die Idee, die Menschen in den Notunterkünften über die Tradition des Karnevals und über närrische Gepflogenheiten aufzuklären.

Nicht zuletzt nach den abscheulichen Übergriffen junger zugewanderter Männer auf Frauen in der Silvesternacht mitten in Köln schien dem Krisenstab dies das Gebot der Stunde zu sein. Den Männern aus anderen Kulturkreisen machten Mitarbeiter der Verwaltung mit Hilfe von Dolmetschern in verschiedenen Sprachen klar, dass die Uhren in der jecken Zeit etwas anders ticken. "Dass ein Bützchen keine Aufforderung ist", nannte Reul-Nocke ein Beispiel. Dass die Männer ein "Nein" der Frauen zu respektieren haben, dass auch eine freizügigere Kostümierung kein Freibrief für eine Annäherung bedeutet und dass lockerere Umgangsformen zum närrischen Gehabe gehören. Derzeit leben nach ihren Angaben viele alleinreisende junge Männer in Remscheider Notunterkünften. Sie seien allerdings dezentral untergebracht. Eine Gefahr von Gruppenbildung zwecks "Anmache" sehe sie daher nicht.

Die Strecke des Lenneper Rosenmontagszuges führt direkt am Haupteingang der Notunterkunft an der Leverkuser Straße vorbei. "Die Flüchtlinge sollen nicht von Karneval ausgeschlossen werden", betont die Dezernentin. Vor allem Familien mit Kindern seien eingeladen, den Rosenmontag mitzuerleben. Aber die erste Aufklärung über närrische Besonderheiten und Gepflogenheiten könne mancherlei Missverständnissen vorbeugen. In der Einrichtung werde außerdem das Sicherheitspersonal aufgestockt - auch als Schutz gegen betrunkene Jecke.

(RP)
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