Remscheid Busse tanken vorerst weiter Diesel

Remscheid · Ein Umrüsten der Fahrzeugflotte auf Elektromotoren kommt für die Stadtwerke aus wirtschaftlichen und technologischen Gründen zurzeit nicht in Frage.

 Peter Seitz, technischer Leiter bei den Stadtwerken, steht vor einem Gelenkbus in der Werkstatt an der Neuenkamper Straße. Die Werkstatt hat das Zertifikat, alle relevanten Untersuchungen an ihren eigenen Bussen ausführen zu dürfen.

Peter Seitz, technischer Leiter bei den Stadtwerken, steht vor einem Gelenkbus in der Werkstatt an der Neuenkamper Straße. Die Werkstatt hat das Zertifikat, alle relevanten Untersuchungen an ihren eigenen Bussen ausführen zu dürfen.

Foto: Christian Peiseler

In zwei Jahren kaufen die Stadtwerke Remscheid neue Gelenkbusse. Doch ob diese Fahrzeuge mit einem anderen Kraftstoff angetrieben werden als mit Diesel, ist nach Auskunft von Peter Seitz, Leiter der technischen Abteilung der Stadtwerke, sehr unwahrscheinlich. "Es ist viel Bewegung im Markt,", sagte Seitz gestern beim Treffen der Remscheider Klimaallianz, "ich kann aber nicht genau sagen, was wir kaufen werden."

Weder der Elektrobus, noch ein Fahrzeug, das seine Energie durch eine Brennstoffzelle bezieht, seien unter dem Strich eine Alternative zum Dieselfahrzeug. Ein Elektrobus habe den Vorteil, dass er geräuscharm und emissionsfrei sei und kein CO2 ausstoße. Doch diese Vorteile heben die Nachteile nicht auf. Nach Angaben von Seitz kostet ein Elektrobus etwa 700.000 Euro, ein Dieselfahrzeug etwa 300.000 Euro. Die Reichweite sei zu gering, um die 450 Kilometer zu schaffen, die ein Bus in Remscheid am Tag fährt. Die Batterien brauchen zu lange, bis sie aufgeladen sind. Es fehle zudem an Ladestationen. Der Bau eine Ladestation kostet eine Millionen Euro.

Außerdem seien die Batterien so schwer, dass die vorgeschriebene Achsenlast überschritten werden könnte. Seitz rechnete vor, dass die gesamte Umweltbilanz eines Dieselautos zurzeit noch besser aussehe, als die eines Elektrofahrzeuges. Remscheid sei nicht in einer so guten Lage wie die Nachbarstadt Solingen mit ihren O-Bussen.

Die Stadtwerke haben in ihrem Fuhrpark 90 Fahrzeuge stehen, 67 Gelenkbusse und 67 Solofahrzeuge. Sie fahren vier Millionen Kilometer im Jahr. Auf dem 448 Kilometer langen Streckennetz werden jährlich 17 Millionen Fahrgäste transportiert. Am Tag sind es etwa 50.000 Fahrgäste. Die Zahl sei rückläufig, weil es in Remscheid immer weniger Schüler gibt, die mit einem Schokoticket den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Alle Fahrzeuge der Stadtwerke tragen eine grüne Plakette. Sie erfüllen damit die Euro-Norm. Doch nur auf dem Prüfstand in der Werkstatt, wie Seitz bestätigte.

Er geht davon aus, dass die Emissionswerte höher liegen, wenn das Fahrzeug mit Klimaanlage, Reifen und Lichtmaschine getestet wird. Die Annäherung an die realen Werte sollen mit neuen Tests künftig ermittelt werden. "Ich muss die Werte so akzeptieren, wie sie der Hersteller angibt. Da habe ich keine andere Chance", sagte Seitz. Die Topographie in Remscheid sei aus ökologischen Gesichtspunkten aber von Vorteil. Bergauf und bergab fahren die Busse unter Volllast. Das bedeutet, die Temperaturen im Auspuff gehen richtig hoch, so dass der Partikelfilter auch funktioniere.

Alle Fahrzeuge seien mit den modernsten Abgasreinigungssystemen ausgestattet. Die Stadtwerke setzen aber auch andere Systeme ein, um den Energieverbrauch weiter zu senken. Seit ein paar Tagen testen sie eine Software, die den Fahrern anzeigen, ob sie beim Verbrauch in der optimalen Zone fahren. Das könnte eine Ersparnis von 10.000 Litern Sprit pro Jahr ergeben, wenn der Test erfolgreich ist. Die Busfahrer sollen Prämien erhalten, wenn sie spritsparend fahren. Auch bei der betriebseigenen Waschanlage auf dem Gelände an der Neuenkamper Straße zeigen sich die Stadtwerke umweltschonend. Es wird nur Regenwasser verbraucht, das in einem Rückhaltebecken aufgefangen wurde, versicherte Seitz.

(RP)
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