Remscheid CDU Lüttringhausen stellt JVA vor

Remscheid · Beim Politischen Aschermittwoch wurde nicht ausgeteilt, sondern informiert.

Wo es beim Politischen Aschermittwoch sonst gang und gäbe ist, dem jeweiligen politischen Gegner mit der Verbalkeule ordentlich eins drüberzuziehen, ging es am Mittwochabend bei der Lüttringhausener CDU-Variante des politischen Eintritts in die Fastenzeit hingegen sehr gesittet zu.

Nur am Anfang konnte sich der Lüttringhausener Stadtbezirksvorsitzende Andreas Stuhlmüller im Restaurant Kromberg vor etwa 15 Teilnehmern eine kleine Spitze nicht verkneifen: "Die Themen sind ja da und man könnte gut und gerne was zur Bundespolitik sagen. Man kann sich ja im Prinzip nur wundern, dass man augenscheinlich nicht bereit ist, politische Verantwortung zu übernehmen." Dennoch sei das nicht das Thema des Stadtbezirksverbands: "Nachdem sich im Vorjahr die Stiftung Tannenhof vorgestellt hatte, haben wir nun Katja Grafweg zu Gast", sagte Stuhlmüller. Die Leiterin der Justizvollzugsanstalt Lüttringhausen stellte in einem interessanten Vortrag ihre Einrichtung vor - die ja für die Lüttringhausener ein immer präsenter Nachbar ist.

Zunächst ordnete Grafweg die JVA Lüttringhausen in Nordrhein-Westfalen ein: "Wir haben 36 Justizvollzugsanstalten mit 18.500 Plätzen, von denen rund 16.000 belegt sind." Was nach einigem Leerstand klinge, sei in der Tat eine Überbesetzung. Das liege daran, dass die JVAs im Land größtenteils alt und zudem renovierungsbedürftig seien: "Rund 2000 Plätze werden daher fortlaufend renoviert", sagte Grafweg. Weiter berichtete sie, dass die JVA in Lüttrinhausen untypisch aufgebaut sei: "Wir haben hier nämlich einen geschlossenen und einen offenen Vollzug." Außerdem gebe es in Remscheid nur verurteilte männliche Strafgefangene - keine Jugendlichen, keine Frauen und auch keine Untersuchungshäftlinge.

Sinn und Zweck des Vollzugs sei es ja, Menschen einzuschließen, die Straftaten begangen haben. Für Grafweg stehe dabei allerdings der Resozialisierungsauftrag im Vordergrund: "Das ist auch keine Sozialromantik, die wir hier in Remscheid betreiben. Der Auftrag des Behandlungsvollzugs wurde vom Bundesverfassungsgericht bestätigt." Man gehe dabei davon aus, dass der Inhaftierte während seiner Haftzeit eine Verhaltensveränderung durchlebe. Diese müsse durch Therapie und andere Behandlungen erfolgen: "Für mich ist das der einzig richtige Weg", sagte Grafweg.

In der Folge kamen viele Fragen aus dem Publikum. Wer entscheidet, in welche JVA ein Inhaftierter verlegt wird? "Das Justizministerium hat hierfür einen Vollstreckungsplan, der laufend aktualisiert wird. Viele JVAs haben Behandlungsschwerpunkte - für die Inhaftierten hingegen ist eine heimatnahe Unterbringung besonders wichtig", antwortete Grafweg. Auch die Frage nach den verschiedenen Nationalitäten stand im Raum: "Wir haben Inhaftierte aus 42 Nationen. Mit vielen EU-Ländern besteht eine Zusatzvereinbarung, so dass die Menschen ihre Strafe in ihrer Heimat absitzen können." Wo das nicht möglich ist, werde sich oft auch der Abschiebung bedient. Ein wichtiges Mittel der Resozialisation sei die Arbeit. In der JVA gebe es zahlreiche Eigenbetriebe - Imkerei, Stickerei, Schuhmacherei - und Kooperationen mit Firmen von außerhalb.

(RP)
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