Remscheid Chormusik aus schweren Zeiten

Remscheid · Lenneper Kammerchor widmete sich Werken aus den 40er und 50er Jahren.

 Johannes Geßner leitete den Lenneper Kammerchor.

Johannes Geßner leitete den Lenneper Kammerchor.

Foto: Nico Hertgen

"Chormusik in Krieg und Frieden", nannte Chorleiter Johannes Geßner das rund einstündige Konzert, das am Sonntagnachmittag rund 100 interessierte Besucher in die Lenneper Stadtkirche lockte. Chorstücke, sowohl geistliche als auch weltliche Lieder, die zumindest nicht auf den ersten Blick die politische Situation von damals thematisieren, jedoch von Komponisten stammen, die zu jener Zeit wirkten und in irgendeiner Form vom NS-Regime betroffen waren. Künstler wie Wolfgang Forner, der beispielsweise 1935 die Leitung des Bannorchesters der Hitler-Jugend in Heidelberg übernahm und 1939 der NSDAP beitrat; Hugo Distler, der dem Regime ein Dorn im Auge war und daher die Proben des Lübecker Domchores sabotierte, indem die Nazis zu Probezeiten die Jungen zum HJ-Dienst antreten ließen. Werke von Unterstützern, Mittläufern und Gegnern des faschistischen Regimes, die abseits ihrer politischen Meinung eine Gemeinsamkeit haben: Sie alle leisteten in schweren Zeiten einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Chormusik. Und diese präsentierte der Lenneper Kammerchor gewohnt gut: Choräle, Volkslieder, vertonte Bibeltexte, die insgesamt 19 Werke, die der gemischte Chor sang, schallten mächtig durch das gesamte Kirchenschiff und sorgten für eine sanfte und nachdenkliche Stimmung.

Zum Ende hin hatte Geßner erneut geistliche Lieder eingeplant, vertonte Bibeltexte, wie etwa das Gleichnis von der königlichen Hochzeit von Ernst Pepping (1938) oder die achtstimmige Motette "Singet dem Herrn ein neues Lieg" von Hugo Distler (1934). Der Chorleiter wollte sein Publikum nicht mit einem bedrückendem Gefühl nach Hause gehen lassen: "Denn auch ein solches Konzert braucht zwingend ein Happy End."

(RP)
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