Remscheid "Das Schlimmste wäre, nichts zu tun"

Remscheid · Beim DRK-Infotag im Allee-Center zeigen Notfall-Experten Passanten, wie Wiederbelebung funktioniert.

 Teamarbeit ist im Allee-Center gefragt: Angelika Vaubel bei einer Herzmassage und einem Defibrillator, Christopher Rose vom DRK hilft mit Mund-zu-Mund-Beatmung.

Teamarbeit ist im Allee-Center gefragt: Angelika Vaubel bei einer Herzmassage und einem Defibrillator, Christopher Rose vom DRK hilft mit Mund-zu-Mund-Beatmung.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Daniel Dolz hat die Situation selbst schon erlebt. "Ein Mann war an einer Bushaltestelle zusammengebrochen. Sieben Leute standen drumherum und taten nichts. Erst als ich hinzukam und mit der Wiederbelebung begonnen habe, kam Bewegung in die Gruppe", berichtet der Lehr-Rettungsdienstassistent beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Remscheid. Ein typisches Phänomen, weiß Dr. Christopher Rose, Leiter des Rettungsdienstes in Remscheid und Oberarzt für Notfallmedizin am Sana-Klinikum. "Keiner möchte der erste Helfer sein. Wenn sich aber der erste getraut hat, machen die anderen mit." Dies konnte man gestern beim DRK-Infotag im Allee-Center ebenso beobachten.

Viele Leute schauten zur Aktionsfläche - und dann schnell wieder weg. Sobald sich aber Passanten interessiert an den Übungen mit den Reanimationspuppen zeigten, zog das weitere Neugierige nach. Sylvia Schmidt gehörte zu den Center-Besuchern, die sich aktiv an die Rettungs-Fachleute wandten und um eine kleine Übungseinheit baten. Mit Daniel Dolz kniete sie sich an einem Dummy nieder. "So, jetzt rütteln sie ihn mal kurz an den Schultern und überprüfen die Atmung. Atmet er nicht mehr, sofort mit der Wiederbelebung beginnen", erläuterte er. Also Ärmel hochkrempeln, die beide Hände übereinander auf den Brustkorb legen und dann drücken. Sylvia Schmidt beginnt zaghaft. "Viel fester", sagt Daniel Dolz und drückt die Remscheiderin an den Schultern nach unten. Drei bis fünf Zentimeter sollte der Brustkorb in Richtung Herz und Wirbelsäule nachgeben, damit das Blut weiter durch den Körper gepumpt wird. Damit soll die Zeit überbrückt werden, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Fühlen sich viele verantwortlich, wenn jemand in nächster Umgebung einen Herzstillstand erleidet, können die Aufgaben geteilt werden. Da der Druck aufs Herz 100 Mal in der Minute erfolgen sollte, ist das für den Helfer anstrengend. Also wechselt man sich am besten alle zwei Minuten ab. Andere könnten sofort den Notruf 112 wählen und - wenn in der nahen Umgebung vorhanden - einen Defibrillator holen, der auch von Laien bedient werden kann, um das Herz wieder in Gang zu setzen. Im Allee-Center oder auch in der Stadtsparkasse ist so ein Gerät vorhanden.

Die Sparkasse Remscheid hat außerdem die so genannten Laien-Reanimationsphantome finanziert, mit denen am Aktionstag geübt wurde. Sie gehen in den Besitz des von Christopher Rose gegründeten Vereins zur Förderung des Rettungs- und Notarztdienstes Remscheid über. "Wir möchten, dass in Remscheid an vielen Orten, in Schulen und Firmen die Wiederbelebung geübt werden kann", sagte Sparkassen-Sprecher Markus Kollodzey.

Der Infotag im viel besuchten Allee-Center sollte dazu dienen, Hemmschwellen abzubauen, um vielleicht ein Menschenleben retten zu können. "Das Schlimmste, was man tun kann ist, nichts zu tun", motiverte Daniel Dolz die Menschen, die eigene Unsicherheit zu überwinden und im Notfall tätig zu werden.

(bona)
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