Remscheid Das Schützenfest steht auf der Kippe

Remscheid · Wenige Schausteller, wenige Besucher, zu hohe Kosten. Die Lenneper Schützen von 1805 sind sich nicht sicher, ob im nächsten Jahr ein solches Fest auf der Robert-Schumacher Straße stattfinden kann.

 Nina Seibel mit Lennard und Leonie aus Lippe besuchten die Kirmes auf dem Jahnplatz. Sie waren auf Heimatbesuch in Lennep. Kinder haben immer Spaß auf einem Karussell, egal wie die Stimmung ansonsten ist.

Nina Seibel mit Lennard und Leonie aus Lippe besuchten die Kirmes auf dem Jahnplatz. Sie waren auf Heimatbesuch in Lennep. Kinder haben immer Spaß auf einem Karussell, egal wie die Stimmung ansonsten ist.

Foto: Jürgen Moll

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge eröffneten die Lenneper Schützen von 1805 am Samstag ihr 212. Schützenfest. Die Freude galt dem Erfolg, trotz der Widrigkeiten eine kleine Kirmes ermöglicht zu haben. Es herrschte jedoch Ungewissheit darüber, was im nächsten Jahr passiert. Dies könnte nämlich ihr letztes Schützenfest gewesen sein.

 (v.l.) Thorsten und Sabine Kiel, Bezirksbürgermeister Markus Kötter und Gunther Brockmann stoßen mit Bier an.

(v.l.) Thorsten und Sabine Kiel, Bezirksbürgermeister Markus Kötter und Gunther Brockmann stoßen mit Bier an.

Foto: Moll Jürgen

Mit so einer langen, über 200-jährigen Tradition, wie die des Lenneper Schützenvereins 1805, aufhören zu müssen, vor allem wenn die meisten Gründe dafür nicht selbstverschuldet sind, tut traditionsbewussten Menschen, wie es Schützen nun mal sind, besonders weh. Entsprechend gedrückt schien die Stimmung am Samstagabend zu sein, als die feierliche Eröffnung mit Fassanstich und prominenten Gästen aus der Politik vorbei war. Vereinzelt schlenderten einige Besucher über die karge Kirmes: Autoscooter und Kinderkarussell waren die einzigen zwei Fahrgeschäfte auf dem Jahnplatz. Umsäumt wurden sie von einigen Imbiss- und Süßwarenwagen, Entenangeln und Schießbude. "Zu klein und zu wenig los", lautete das vernichtende Urteil von Familie Fischer aus Lüttringhausen. "Es fehlt der Reiz."

In der Nähe des Festzeltes standen die Schützen in geselliger Runde und ihrer festlichen Montur: "Es ist ziemlich schwierig. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt", sagte Manfred Noll-Baues, Schatzmeister der Schützen. Auf dem Schützenplatz, dem eigentlichen Festplatz des Vereins, konnten sie dieses Jahr schon nicht mehr feiern, weil dort alles für das neue Parkhaus des Designer-Outlet-Centers vorbereitet wird. "Wir sind froh, dass wir den Jahnplatz als Alternative nutzen dürfen, aber das geht nächstes Jahr auch nicht mehr."

Wie bereits ihre Schützenbrüder der Lenneper Eintracht, werden sie im nächsten Jahr auf der Robert-Schumann-Straße feiern müssen. "Wenn wir das überhaupt mit den ganzen Kosten stemmen können", gab Noll-Baues zu bedenken. Aus verschiedenen Kreisen habe er gehört, dass die Kosten in Bahnhofsnähe ein vielfaches höher sind als bislang. Konkrete Zahlen nannte er nicht. Darüber hinaus, auch das habe er gehört, nehmen Besucher und vor allem Schausteller den neuen Platz nicht an. "Wir machen solch ein Fest in erster Linie für die Bürger und sind froh, wenn wir am Ende mit einer schwarzen Null aus dem Ganzen rauskommen. Aber wenn Publikum und Schausteller ausbleiben, dann lohnt es sich nicht."

Der Schatzmeister, ebenso wie Vereinskassierer Hubert-Jürgen Potthoff ließen offen, ob für 2018 ein Schützenfest ihrerseits überhaupt stattfinden wird. Sie wünschen sich ein Entgegenkommen der Stadt. "Es wäre zwar schade, wenn es jetzt unsere letzte Kirmes wäre", sagte Noll-Baues, aber sie könnten wegen eines eigentlichen Volksfestes nicht die finanzielle Existenz ihres Vereins gefährden. Zumal der Schützenverein derzeit einen neuen Aufwind erlebt.

Rund 130 Mitglieder zählen die Schützen aus Endringhausen aktuell. Eine neue Bogenabteilung habe für viele neue Jugendliche als Mitglieder gesorgt, die den Altersdurchschnitt senken. Und auch neue Sportschützen seien hinzugekommen.

(RP)
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