Remscheid Demenz-Vorsorge wird für Stadt wichtig

Remscheid · Auch in Remscheid wird die Zahl der Kranken weiter steigen. Das Servicebüro fordert mehr Investitionen in Prävention.

 Den Demenz-Lauf im September lief auch Arnd Bader (v.m.) mit. Menschen mit Demenz hätten einen Bewegungsdrang, der gefördert werden muss, so der Mitarbeiter des Demenz-Servicezentrum Region Bergisches Land.

Den Demenz-Lauf im September lief auch Arnd Bader (v.m.) mit. Menschen mit Demenz hätten einen Bewegungsdrang, der gefördert werden muss, so der Mitarbeiter des Demenz-Servicezentrum Region Bergisches Land.

Foto: Sana Krankenhaus

Das Risiko für eine Demenzerkrankung steigt ab dem 65. Lebensjahr rasant an. Im Alter zwischen 80 und 90 Jahren leidet durchschnittlich jeder Fünfte an Demenz, bei den über 90-Jährigen bereits jeder Dritte. Dabei sind nicht nur die Erkrankten betroffen, auch für Familie und Angehörige bedeutet die Krankheit eine schwere Last.

"Das Wachstum der Demenzerkrankungen wurde deutlich unterschätzt", sagte Arnd Bader, Sozialwissenschaftler und Mitarbeiter des Demenz-Servicezentrums Bergisches Land, vor dem Sozialausschuss. "Wir müssen mehr Geld und Zeit in vorbeugende Maßnahmen investieren."

Laut des Welt-Alzheimer-Berichtes in London wird sich die weltweite Zahl der Erkrankten bis 2050 auf rund 130 Millionen verdreifachen. "Bislang gingen Forscher von einer Verdoppelung aus, doch die Entwicklung ist gravierender als gedacht", erläutert Bader. Auch der Demenz-Report des Instituts für Bevölkerung und Entwicklung in Berlin sagt für deutsche Städte eine deutliche Steigerung heraus: In einer 100.000-Einwohner-Stadt wie Remscheid werden demnach im Jahr 2025 voraussichtlich 2200 demente Menschen leben. Zum Vergleich: 2008 waren es noch rund 1900; eine Zunahme um rund 15 Prozent.

Das Demenz-Servicezentrum Bergisches Land, das neben Remscheid auch in Solingen, Wuppertal und im Oberbergischen und Rheinischen Kreis arbeitet, will die Stadt auf die Zunahme der Krankheitsfälle und die damit verbundenen Herausforderungen aufmerksam machen. "Neben der Pflegeversorgung im Quartier sind präventive Strukturen wichtig", sagt Bader. Um das Gehirn und den Körper fit zu halten, sollten Menschen im hohen Alter darauf achten, dass sie sozial aktiv sind, sich ausreichend bewegen und richtig ernähren.

Ob der Tanztreff in der Esche, der Demenz-Lauf zwischen Solingen, Wuppertal und Remscheid und gemeinsame Projekttage mit Schülern: Im Bergischen Land und speziell in Remscheid seien schon viele Träger und Vereine aktiv geworden und würden sich des Themas annehmen, sagt Bader. "Wir haben in Remscheid gute Ansätze und sind auf dem richtigen Weg." Doch was fehlt den Menschen in den einzelnen Quartieren, um Demenz vorbeugen zu können?

Bei der Beantwortung dieser Frage könnten Forschungsprojekte wie das von Daniel Schmidt helfen. Für das Land NRW untersucht der Quartiers-Entwickler seit Anfang des Jahres die Zustände im Südbezirk. Welche medizinische Versorgung gibt es? Gibt es ausreichend Pflegedienste? An welchen Aktivitäten und Veranstaltungen können Menschen teilnehmen? - Schmidt will wissen, wie ein Quartier gestaltet sein muss, damit sich auch Menschen im hohen Alter wohlfühlen, zurechtfinden und am öffentlichen Leben teilnehmen können.

Zudem sind die Ergebnisse des Südbezirks für das Thema Demenz-Prävention von Interesse: Im Untersuchungsbereich leben 24.000 Menschen, davon 5130 der Ü 65-Gruppe, 1470 der Senioren sind bereits über 80. "Daniel und ich kennen uns nicht nur vom Laufen", sagt Bader, "wir arbeiten aktuell schon an Möglichkeiten, die Strukturen in Remscheid weiter zu verbessern." Auch aus finanzieller Sicht macht Prävention Sinn: Rund 43.000 Euro kostet ein Demenz-Patient.

Auch Fachdezernent für Gesundheit, Thomas Neuhaus, plädiert für weitere Untersuchungen: "Wir müssen den Ist-Zustand für Remscheid feststellen. Wie viele Demenz-Kranke gibt es und wie ist es um Vorsorge-Strukturen bestellt?"

(laha)
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