Remscheid Demo - so tief am Boden ist die Pflege

Remscheid · Mit einem Flashmob auf der Alleestraße demonstrierten Pflegekräfte für bessere Arbeitsbedingungen.

 Pflegekräfte, Organisatorin Sabine Vohwinkel (l.) und Sabrina Vetter (r.) mit Kolleginnen, legten sich vor dem Allee-Center auf den Boden, um Missstände in der Pflege anzuprangern.

Pflegekräfte, Organisatorin Sabine Vohwinkel (l.) und Sabrina Vetter (r.) mit Kolleginnen, legten sich vor dem Allee-Center auf den Boden, um Missstände in der Pflege anzuprangern.

Foto: jürgen moll

Eilig laufen die Menschen am Brunnen auf der Alleestraße in der Innenstadt vorbei. Es ist ein kalter, aber sonniger Novembersamstag. In Gedanken versunken strömen Familien oder Paare ins Allee-Center oder treten nach draußen. Um kurz vor 12 Uhr fängt eine kleine Gruppe von etwas mehr als 20 Personen an, Decken und Isomatten auszubreiten und sich damit auf die Pflastersteine direkt auf der Einkaufsmeile auf den Bauch zu legen — ein stiller Protest.

Auf einem Pappschild steht "Die Pflege liegt am Boden — Pflegen statt schreiben", ein weiteres trägt den Schriftzug "Wir werden alle einmal alt!". Viele Passanten werden aus ihrer Samstags-Shoppingroutine gerissen und bleiben verdutzt stehen, schauen mit fragenden Blicken auf die kleine Ansammlung.

Was die Remscheider am Samstag für zehn Minuten erleben, ist ein Flashmob. Remscheider Altenpfleger und examinierte Krankenschwestern haben sich an der bundesweiten Aktion "Die Pflege liegt am Boden" beteiligt, um auf die Missstände in der Branche aufmerksam zu machen.

Der Flashmob der Pflegekräfte soll symbolisieren, was im Arbeitsalltag schon lange Realität ist. "Es wird immer geredet, geredet und geredet. Aber die Pflege macht nichts, um was zu ändern. Der Pflegenotstand kommt nicht erst, er ist schon längst da", sagt Altenpflegerin Sabrina Vohwinkel, die den Flashmob in Remscheid auf die Beine gestellt hat. Das Problem sei, dass sich nicht genug junge Leute für den Beruf begeistern können, beschreibt Vohwinkel die Situation. Der Job müsse attraktiver gemacht werden, auch in puncto Gehalt. Trotz Zuschlägen für Wochenenddienst und Feiertagschichten sei die Bezahlung zu gering.

Die 23-Jährige Sabrina Vetter befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr zur Altenpflegerin und hat nicht lange gezögert, bei der Aktion mitzuwirken. "Wir werden alle einmal pflegebedürftig und wollen dann nicht wie am Fließband abgehandelt werden", sagt Vetter, die jetzt schon merkt, dass es einfach zu wenig Zeit für die Betreuung der Patienten gibt. Sie findet es wichtig, darauf aufmerksam zu machen.

Marlies Dühring ist aufmerksam geworden. "Wir haben erst einmal gedacht, da sei was passiert", beschreibt sie ihren Eindruck. Dass auch Kinder mit auf den Denken lagen, sieht sie allerdings kritisch. "Ich kann schon verstehen, dass es schwierig ist. Da gehört schon was dazu, so etwas zu machen. Nur kommt das auch oben an?"

Dass es bei den Richtigen ankommt, hofft auch Organisatorin Sabrina Vohwinkel. "Die Leute sind noch ein bisschen scheu", sagt sie mit einem verlegenen Lächeln. Das soll aber nicht die letzte Veranstaltung gewesen sein. "Beim nächsten Mal kommen mehr.

(RP)
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