Remscheid Der "Bürger des Universums" fühlt sich überall heimisch

Remscheid · Einsichten eines "Balkanizers" - der Autor Danko Rabrenoviæ las in der Zentralbibliothek aus seinen autobiographischen Büchern.

 Spagat zwischen den Kulturen - der Autor Danko Rabrenoviæ.

Spagat zwischen den Kulturen - der Autor Danko Rabrenoviæ.

Foto: Saric

Mit der Ankündigung auf einen "facettenreichen Abend", indem "authentisch erläutert" wurde, was einen "Balkanesen" auszeichnet, begrüßte am Mittwochabend Wolfgang Luge, 2. Vorsitzender von "Die Lütteraten", die rund 40 Gäste in der Remscheider Zentralbibliothek zur Fortsetzung der "Interkulturelle Lese- und Musikreihe". Der gebürtige Jugoslawe Danko Rabrenoviæ, der seit über 20 Jahren in Deutschland lebt, begeisterte mit seiner Lesung aus seinen Büchern "Der Balkanizer. Ein Jugo in Deutschland" und seinem neuesten Werk "Herzlich willkommenèiæ. Heimatgeschichten vom Balkanizer". Die humorgespickten, autobiografischen Geschichten des Düsseldorfer Autors beschreiben dessen Denkweise und Erlebnisse als Spagat zwischen den Kulturen.

Die abendliche Veranstaltung war Stunden vorher den Abschlussklassen der Alexander-von-Humboldt-Realschule (AVH) vorbehalten. "Es war voll, jugendlich, chaotisch - toll!", kommentierte der Autor lächelnd. Die schulische Einbindung gehört zur Projektgestaltung der zweimal jährlich stattfindenden Lesereihe. Mit 22 Jahren entfloh Rabrenoviæ dem Krieg und kam nach Gelsenkirchen in die Obhut der hiesigen Verwandtschaft. Sein Heimatland erlebte er als gespaltne."Ich hatte den Staus als Flüchtling und die Duldung im Pass, durfte nicht arbeiten und NRW nicht verlassen". Erschien ihm ursprünglich alles fremd, vermisste er später das "Befremdliche aus Schrecklinghausen" bei Besuchen im Geburtsland. Ein langer "zufallsgesteuerter Weg" lag vor dem jungen Mann, der heute, als Anglistik- und Medienwissenschaftler, auch als Radiomoderator bei "Funkhaus Europa" und als Gitarrist und Sänger der Balkan-Ska-Band "Trovaèi" bekannt wurde.

Als Liedermacher untermalte er seine Lesung mit Gesang um beidseitige Gesellschaftsklischees und deren (Migrations)-Hintergründe. Verwundert über das akribische Hantieren des Nachbarn "Willi" mit seinem Laubsauger "In Jugoslawien hatten wir andere Probleme", dem vereinsgebundenen "durchorganisierten Freizeitvergnügen" in Deutschland und der verblüffenden Erkenntnis, "dass Seepferdchen auch ein Namensgeber für Schwimmprüfungen sein können", beschrieb er mit trockenem Humor und Selbstironie die "Absurdität" der Kulturen. Beidseitig, denn alleine bei der Beschreibung einer Taxifahrt durch Belgrad blieb bei den Zuhörern kein Auge trocken vor Lachen. "Das Leben schreibt die besten Geschichten, doch was zeichnet Heimat eigentlich aus?". Die immer wiederkehrende Frage nach seiner Herkunft: "Bist du Serbe? Kroate? Serbokroate?". Der Düsseldorfer beantwortet sie inzwischen in zwei Sätzen: "Ich bin ein Bürger des Universums. Heimat ist da, wo ich bin."

(RP)
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