Remscheid Der Mann für schwierige Gäste

Remscheid · Nach 18 Jahren als Wachmann im Allee-Center ist Reiner Lambrecht nun im Ruhestand.

Remscheid: Der Mann für schwierige Gäste
Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Kaum hat er das Allee-Center betreten, reichen ihm schon die ersten Besucher die Hand. Selbst in Zivil ist ein unauffälliger Bummel kaum möglich, weshalb seine Frau schon lange nicht mehr mit ihm ins Remscheider Shoppingcenter geht. Reiner Lambrecht hielt 18 Jahre lang die Schlüssel in der Hand, hatte die Geschäfte und Kunden im Blick. Das war seine Aufgabe. Durch seinen Beruf als Wachmann ist der Wuppertaler bekannt, beliebt und ein Stück Geschichte des Allee-Centers geworden.

"Ich habe eigentlich nur meinem Job gemacht", zeigt sich Lambrecht erstaunt über die Anerkennung, die ihm jetzt zuteil wird. Der 63-Jährige verbringt nun seinen offiziellen Ruhestand mit Englisch lernen oder bei einem Spaziergang, um sich fit zu halten. Doch ab und an hilft Lambrecht noch im Center aus. Zum Beispiel bei offenen Sonntagen oder etwa als "echter" Nikolaus. "Langweile kommt bei mir nicht auf", sagt Lambrecht, der in diesem Jahr sein 25-Jähriges Jubiläum als Wachmann bei der Wuppertaler Schließ- und Wachgesellschaft feiert.

"Ich hab den Job unheimlich gerne gemacht. Wenn die Gesundheit es zugelassen hätte, hätte ich auch noch weiter gemacht", sagt Lambrecht, der 1996 davon ausging, nur für zwei Jahre von mittags bis in die späten Abendstunden das Allee-Center zu bewachen. "Dann sind daraus 18 Jahre geworden", sagt er lachend. Am meisten habe ihm die Arbeit mit den Menschen gefallen. Von denen sind ihm viele begegnet und in Erinnerung geblieben, so wie der damalige Ministerpräsident Wolfgang Clement.

Lambrecht hat sich während seiner langen Dienstzeit mit den alltäglichen Dingen in einem Einkaufszentrum beschäftigt: Ladendiebstahl, Hausverbote aussprechen oder Erste Hilfe leisten. "95 Prozent der Besucher sind lieb, fünf Prozent nicht, und für die war ich zuständig", erklärt Lambrecht. Das ein oder andere Mal musste er dabei auch lauter werden.

Ein bisschen Sozialarbeiter steckt auch in ihm. Ein junges Mädchen, das er Ende der 90er beim Drogenkonsum nach Ladenschluss im Treppenhaus fand, setzte er nicht einfach vor die Tür, sondern lud es auf eine Tasse Kaffee und ein Gespräch ins Aufenthaltszimmer ein. Jahre später bedankte sich die junge Frau bei ihm dafür. Warum Jugendliche ins Allee-Center kommen und dort ihre Zeit verbringen, hat er in Gesprächen mit den jungen Leuten erfahren. Auf Leute zugehen und offen sein für Neues, das halte ihn jung. Und das macht er auch in seinem Ruhestand.

(lupi)
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