Remscheid Der Staatsanwalt vor Ort kehrt zurück

Remscheid · Hochgelobtes Modell geht weiter. Inga Saltenbrock (43) folgt auf Bernd Hogrebe. Amtgerichts-Direktor Dudda verkündet die Nachricht bei der Jubiläumsfeier des Vereins Betreuungshilfe für straffällige Jugendliche.

 Inga Saltenbrock beginnt nach den Herbstferien ihre Arbeit als Staatsanwältin vor Ort in Remscheid.

Inga Saltenbrock beginnt nach den Herbstferien ihre Arbeit als Staatsanwältin vor Ort in Remscheid.

Foto: Röser

Besser hätte die Feierstunde des Vereins "Betreuungshilfe für straffällige Jugendliche Remscheid" nicht beginnen können. Amtsgerichtsdirektor Paul-Dieter Dudda berichtete in seinem Grußwort, dass die seit Juni 2017 vakante Stelle des Staatsanwalts vor Ort wieder besetzt wird. Ab Anfang November wird Inga Saltenbrock zwei Tage in der Woche in Remscheid arbeiten. Sie ist die Tochter des langjährigen Amtsgerichts-Direktors Rolf Söhnchen. Hier schließt sich der Kreis, denn Söhnchen half mit, als der mittlerweile pensionierte Jugendrichter Uwe Intorf 2007 die Idee hatte, einen Verein zu gründen, in dem ehrenamtliche Betreuer sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmern, um deren Abrutschen in eine kriminelle Karriere zu verhindern.

 Wegbegleiter, Erfinder und aktuelle Aktive im Betreuungshilfe-Verein (v.l.): Magdalena Skopnik, Rolf Söhnchen, Klaus Priestersbach, Reinhard Berger und Susanne Kaluza El Ouni.

Wegbegleiter, Erfinder und aktuelle Aktive im Betreuungshilfe-Verein (v.l.): Magdalena Skopnik, Rolf Söhnchen, Klaus Priestersbach, Reinhard Berger und Susanne Kaluza El Ouni.

Foto: Röser Henning

Das von der damaligen Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (eine Remscheiderin) als Modell gestartete Projekt Staatsanwalt vor Ort spielt in der Arbeit des Vereins eine wichtige Rolle. Die Idee, dass zwischen Tat und Gerichtsverhandlung möglichst wenig Zeit vergehen soll, um einerseits bei den jungen Tätern eine abschreckende erzieherische Wirkung erzielen zu können und andererseits mögliche Folgetaten schon im Keim zu ersticken, deckt sich mit den Erfahrungen der Vereinsmitglieder. Je früher die jungen Täter Konsequenzen spüren, desto besser können ihnen die Betreuer bei einer Rückkehr in die richtige Spur helfen.

Für die rund 140 Jugendlichen, um die sich der Verein in den vergangenen Jahren gekümmert hat, sind die Ehrenamtler oft auch ein Stück Familienersatz, sagte der Vorsitzende Reinhard Berger in seiner Rückschau auf die bewegte Vereinsgeschichte. Teilweise geht die Betreuung über Jahre. Die jungen Menschen kämen oft aus problematischen Verhältnissen, hätten kaum oder keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie, oft bestehe ein Drogenhintergrund, sagte Berger. Das Engagement der ehrenamtlichen Betreuer gehe manchmal so weit, dass sie auf ihre Aufwandsentschädigungen verzichteten, um den Verein finanziell zu unterstützen.

Dafür gab es viel Anerkennung und Lob vom stellvertretenden Vorsitzenden des Landgerichts Wuppertal, Siegfried Mielke. Der Verein schließe "eine Lücke" im System, weil dem Land die Ressourcen fehlten, um die im Gesetz vorgesehene Begleitung jugendlicher Straftäter in vollem Umfang zu leisten. Der Verein sei zudem "ein notwendiges Beispiel für das ganze Land", schloss Mielke seine Dankesworte. Tatsächlich tun sich andere Städte schwer, ein solches Netzwerk der Betreuung aufzubauen. In Remscheid hält es nun schon seit zehn Jahren. Und erhält nach den Herbstferien die erhoffte Unterstützung.

(hr)
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