Remscheid Der Zug fällt aus - der Sturm bleibt aus

Remscheid · Sicherheit geht vor: Rosenmontagszug und Party auf Markt werden abgesagt. Jecke enttäuscht, aber verständnisvoll.

 Junge Jecken unterwegs in der Lenneper Altstadt nach der Absage des Rosenmontagszuges.

Junge Jecken unterwegs in der Lenneper Altstadt nach der Absage des Rosenmontagszuges.

Foto: BM-Foto; Nico Hertgen

Morgens schüttete es wie aus Eimern, aber Sturmtief Ruzica flaute später über Remscheid ab, der Himmel riss auf, sogar die Sonne brach durch - zu spät. Längst hieß es: D'r Zoch kütt nich. Enttäuschte Gesichter. Kinder wie der fünfjährige Lennard Mullerjan brachen in Tränen aus. "Die Dschungellöwen", eine Fußgruppe, lief durch Lennep und verteilte als Trostpflästerchen Tulpen an Jecke und Passanten. Kneipen füllten sich, und vor dem Zelt der Lenneper Karnevalsgesellschaft (LKG) wurden Feierfreudige abgewiesen, die keine Eintrittskarte für die After Zoch Party vorwiesen.

Christiane Welp hatte sich auf den Rosenmontagszug gefreut, zeigte aber wie viele andere für die Absage Verständnis. "Sicherheit geht vor", sagte sie. Auch eine Gruppe jugendlicher "Mäusedamen" war enttäuscht, aber verständnisvoll. "Einer muss ja die Verantwortung übernehmen", hieß es von den Jugendlichen. "Besonders für die Kinder ist es traurig, aber die Entscheidung kann ich verstehen", sagte Melanie Grund, die in der Gruppe der IGR Remscheid hatte beim Zug mitlaufen wollen. LKG-Vorsitzender Gunther Brockmann blickte seufzend gen Himmel, als sich dort kurz nach 14 Uhr ein paar blaue Stellen zeigten. "Natürlich kann ich mir jetzt ein paar Sprüche anhören, aber das ist ok, ich habe ja ein breites Kreuz", bekannte er gegenüber der BM. Man habe die Entscheidung zur Absage des Zuges so lange wie es geht hinausgezögert, aber irgendwann habe man sie treffen müssen. "Das Risiko, das etwas passiert wäre, konnten wir als Verein nicht tragen."

Vorausgegangen war eine Krisensitzung mit Ordnungsamt, Polizei, Feuerwehr, Technischen Betrieben Remscheid (TBR), LKG und Café-Restaurant König von Preußen (KvP). Um 10.30 Uhr sagten sie den Zug wegen des angekündigten Sturmtiefs Ruzica ab. Morgens habe er noch gedacht, dass der Zug verkürzt oder später laufen könnte, so Brockmann. Nachgeholt werde der Lenneper Rosenmontagszug jedoch nicht. Es sei das dritte Mal, dass der Zoch ausfällt - nach 1990, als ein Sturm wütete, und 1991 wegen des Golfkrieges.

Wäre der Zug dennoch gerollt, hätte man einen Massenansturm von Jecken aus anderen Städten befürchten müssen, der andere Risiken berge. "Nach den zahlreichen Absagen von Zügen suchten viele wahrscheinlich eine Alternative", meinte Brockmann.

Über soziale Netzwerke hatte sich die Zugabsage schnell verbreitet. Weil sich aber bereits am Vormittag etliche Jecken rund um Hertie und im Hardtpark versammelten, drehte Zugleitwagen-Lenker Thomas O. Schmittkamp einige Runden und gab die Änderung per Lautsprecherdurchsage bekannt.

"Der Bierwagen stand schon auf dem Alter Markt, die Musikanlage musste wieder abgebaut werden", sagte Edmund Joska, Inhaber des Café-Restaurants KvP und Veranstalter der geplanten After Zoch Party auf dem Alter Markt, enttäuscht. Er war gestern Morgen noch davon ausgegangen, dass der Zug in abgespeckter Form stattfinden würde. Vergangene Woche hatte er die Party gerade gerettet, weil er in letzter Minute noch einen Sanitätsdienst verpflichten konnte, und nun platzte sie. Joska: "Aber wer will denn die Verantwortung übernehmen, wenn jemandem etwas passiert." Bereits gegen Mittag hatten Helfer die Beschilderung entlang der Zugstrecke demontiert, die Straßenreinigung wurde abgesagt. Die LKG "spart" somit 4500 Euro an Kosten ein.

(RP)
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