Remscheid Die Gesichter der Angst

Remscheid · Wovor hat man Angst? Und was macht sie mit einem? Der Projektkurs Theater vom Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium ist diesen Fragen auf den Grund gegangen und hat mit "Phobophobie - Ich weiß, wovor du Angst hast" ein eigenes Theaterstück entwickelt.

 Was macht die Angst mit uns? Szene aus dem Theaterstück "Phobophobie - Ich weiß, wovor du Angst hast" des Ernst-Morsitz-Arndt-Gymnasiums.

Was macht die Angst mit uns? Szene aus dem Theaterstück "Phobophobie - Ich weiß, wovor du Angst hast" des Ernst-Morsitz-Arndt-Gymnasiums.

Foto: Nico Hertgen

Das episodenhafte Stück der 15 Schüler zeigte nicht nur verschiedenen Formen von Angst, sondern beschäftigte sich auch damit, ob das beklemmende Gefühl nicht auch vor Gefahren bewahren kann.

Dabei wirkten einzelne Szenen sehr persönlich geprägt, da sie von Erinnerung an Angstgefühle erzählen. Etwa von der ersten Achterbahnfahrt, bei der der Vater versprach, die Tochter zu halten und es dann doch nicht tat.

Oder etwa von der Angst vor der Dunkelheit. Aus den Monstern der Nacht, die unter dem Bett lauerten, sind im Teenageralter reale Monster geworden, Diebe, Vergewaltiger oder Mörder, die einen ständiger Begleiter auf dem Weg nach Hause sind.

Neben diesen Zuständen thematisierte das Stück auch die Angst vor Verlust, Versagen, Mobbing oder davor, die Kontrolle zu verlieren. Monologe und Gruppenszenen wechselten sich schnell ab und wirkten auf den Betrachter noch lange nach. Das Premierenpublikum in der fast voll besetzen Aula des Gymnasiums hatte viele Identifikationsmöglichkeiten. Auch mit der Art Typ, der keine Angst, keine Beklemmung zu kennen scheint und das Abenteuer und den Adrenalinkick sucht. Andere erkannten sich vielleicht auch in der alten Frau wieder, die reuevoll auf ihr Leben und verpasste Chancen zurückblickt, für die sie nicht mutig genug war.

Eindrucksvoll ist es den Schülern gelungen, den Bogen von der persönlichen Angstebene zur großen Massenhysterie zu schlagen und dabei aktuelle Themen ins Visier zu nehmen. Wie sehr Angstgefühle auch die Persönlichkeit verändern, demonstrierten sie mit der Szene über Angst vor Überfremdung und Flüchtlingen, die zur Mauer wird.

Das Bühnenbild wurde mit weißem Boden, Hintergrund und wenigen weißen Gegenständen schlicht gehalten. Die schwarze Kleidung der Darsteller lässt zusätzlichen Raum für die Wirkung der einzelnen Szenen. Die Arbeit mit Licht, vor allem der Einsatz von Blau, sowie entsprechende Musik verstärkten das jeweilige Angstgefühl.

Das Ensemble lässt seine Zuschauer am Ende jedoch nicht hoffnungslos zurück. Die Antwort der Selbsthilfegruppe lautet: "Gemeinsam sind wir stark". Stark war auch das Stück, das die Schüler unter Leitung von Beate Rüter zeigten.

(RP)
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