Remscheid Die Kunst ist stärker als der Tod

Remscheid · Das Museum für verfolgte Künste in Solingen ist von Bundestagspräsident Norbert Lammert eröffnet worden. Es zeigt bis 24. Januar drei Sonderausstellungen.

"Der Tod hat nicht das letzte Wort, in den Künsten schon gar nicht. Wir müssen nur ihr Überleben sichern." Mit diesen Worten hat Bundestagspräsident Norbert Lammert das "Zentrum für verfolgte Künste" in Solingen eröffnet. Es ist das einzige seiner Art.

Eine ganze Familie, vom Großvater über seine Kinder bis zu den Enkeln, tanzt zu den Klängen von Gloria Gaynors "I will Survive" in Konzentrationslagern - dieser Film von Jane Kormans, der bei den Besuchern durchaus gemischte Gefühle auslösen mag, ist in vielerlei Hinsicht beispielhaft für das Leitbild des Zentrums für verfolgte Künste. "Wir wollen die Werke der in der Diktatur Bedrängten genauso zeigen wie den Umgang der jüngeren Generation mit ihrer Geschichte", fasst Dr. Rolf Jessewitsch, Leiter des Kunstmuseums, das Credo der Einrichtung, in Anlehnung an einen Wunsch des Solinger Malers Georg Meistermann, zusammen.

Es hat eines langen Atems bedurft, bis dieses Museum Wirklichkeit werden konnte. Stadt und Landschaftsverband Rheinland (LVR) mussten Fragen der Finanzierung, des Gesellschafts- und Stiftungsrechts klären und Verantwortliche des Museums bundesweit die Werbetrommel rühren, ehe sie das Projekt festzurren konnten. "Letztlich waren alle Beteiligten willig, das umzusetzen", bekräftigt Dorothee Daun, Mitglied der Landschaftsversammlung Rheinland und Aufsichtsratsvorsitzende der Zentrum für verfolgte Künste GmbH.

Der LVR als Mehrheitsgesellschafter fördert das Zentrum mit einem Zuschuss in Höhe von 290.000 Euro, die Stadt Solingen unterstützt den Betrieb der Einrichtung mit 145.000 Euro. Grundlage des Zentrums sind die Kunstsammlung Gerhard Schneider und die Literatursammlung Jürgen Serke, die die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft beisteuerte. Sie enthält Veröffentlichungen aus den Jahren 1914 bis 1989. Künstler, die unter den Nationalsozialisten und in der DDR Repressionen erlitten hatten, stehen im Mittelpunkt. Um den Bestand zum Thema "Entartete Kunst" zu erweitern, plant das Zentrum, Werke aus zwei weiteren Sammlungen anzukaufen. Unterstützung dafür gibt es vom Bund, der eine Million Euro zur Verfügung stellt.

Das Zentrum solle jedoch mehr leisten, als "nur" Kunstwerke zu zeigen, stellt Jessewitsch klar: "Wir wollen die Bedingungen zeigen, unter denen die Künstler gearbeitet haben."

Neben einer Neukonzeption der bereits vorhandenen Dauerausstellung präsentiert das Zentrum zu seiner Eröffnung drei Sonderausstellungen: Die Installation "Spots of Light" aus der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem widmet sich Schicksalen von Frauen in der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Wie die Erinnerung an den Holocaust die Beziehung zu seinem Vater beeinflusste, verdeutlicht der 1954 geborene israelische Karikaturist Michel Kichka in der Ausstellung "Zweite Generation. Was ich meinem Vater nie gesagt habe".

Eine Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten liefern auch die unter dem Titel "Der Tod hat nicht das letzte Wort" zusammengefassten Werke polnischer, israelischer und deutscher Künstler - darunter auch Jane Kormans Film "Dancing Auschwitz".

"Es ist sehr spannend, zu sehen, auf welch unterschiedliche Weise sich die Künstler der verschiedenen Völker der Thematik nähern", sagt Kurator Jürgen Kaumkötter. Zu sehen sind die Sonderausstellungen bis zum 24. Januar 2016.

(RP)
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