Remscheid Die Rente ist futsch - was bleibt ist Demut

Remscheid · Die Leser der Bergischen Morgenpost können Bewohnern der städtischen Altenheime ein Geschenk machen.

Remscheid: Die Rente ist futsch - was bleibt ist Demut
Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Seit dreieinhalb Jahren lebt Alfred Braun im Alten- und Pflegeheim Haus Lennep. "Es gefällt mir gut hier. Ich kann mich überall schnell einleben", sagt der Senior, der sich nach einem Reha-Aufenthalt nicht mehr so erholt hatte, dass er alleine in seinem gewohnten Umfeld hätte bleiben können. Freundschaften schließe man im Alter nicht mehr so schnell. "Aber Kontakte, da habe ich viele", berichtet er zufrieden.

Obwohl das Laufen nicht mehr so gut klappt, ist er bemüht, am Unterhaltungsprogramm in der Einrichtung so oft wie es geht teilzunehmen. "Alles, was angeboten wird, mache ich mit", erzählt der 89-Jährige. Zwei Mal in der Woche macht er in der Gruppe Gymnastik, an allen Festen und größeren Veranstaltungen im Haus nimmt er teil. Und gerne bringt er seinen tragbaren CD-Spieler mit in die große Eingangshalle oder in den Speisesaal und legt alte Schlager auf. Karnevalshits sind bei seinen Mitbewohnern besonders beliebt.

Und wenn er mal müde sei, könne er sich ja in sein Zimmer zurückziehen und ein bisschen hinlegen. "Man darf sich aber nicht abkapseln", erklärt Alfred Braun seine Strategie, um sich nach einem langen, selbstständig geführten Leben in der Pflegeeinrichtung einzuleben. Vorbildlich, kann da Gabi Radig, Koordinatorin des Sozialen Dienstes, nur sagen.

Was den alten Herrn zudem auszeichnet, ist seine Genügsamkeit. "Was braucht man im Alter auch schon?", findet er. Trotzdem räumt er ein, dass es ihm wie vielen Menschen geht, die auf Pflege angewiesen sind. Anderes, als ein gewisses Maß an Bescheidenheit an den Tag zu legen, bleibe gar nicht übrig. "Die Rente ist futsch. Davon habe ich gar nichts", spielt er auf die generell hohen Kosten für einen Pflegeplatz an. Große Sprünge kann man mit dem verbleibenden Budget nicht mehr machen. Dabei blickt er auf ein langes Berufsleben zurück. 51 Jahre hat er bei der Remscheider BSI als Elektriker gearbeitet. Als junger Mann war er zuvor in den letzten Kriegsjahren Soldat geworden und geriet in der Normandie in amerikanische Gefangenschaft. Erst drei Jahre nach Kriegsende konnte er wieder nach Hause zurück. Seine verstorbene Frau brachte einen Sohn mit in die Ehe. "Leider ist er auch schon gestorben", erzählt Alfred Braun. Aber seine Schwiegertochter betreut ihn.

Bei ihr wird er auch einen der Weihnachtsfeiertage verbringen. An der Geschenkaktion, die die Bergische Morgenpost gemeinsam mit der Barmer GEK und den Pflegeheimen Haus Lennep und Stockder Stiftung ins Leben gerufen hat, hat Alfred Braun schon einmal teilgenommen. Aus den in der BM veröffentlichen Wunschlisten, die die Pflegeteams und Sozialarbeiter mit den Bewohnern zusammengestellt haben, wählen die Leser aus, kaufen ein Geschenk und geben es möglichst nett verpackt bei der Barmer GEK in der Alleestraße ab. Dass es Remscheider gibt, die wildfremden Menschen einen Wunsch erfüllen möchten, findet der Senior große Klasse. "Das ist eine schöne Geste." Er selbst hat sich ein Rasierwasser gewünscht und bleibt sich damit treu. "Ein bescheidener Wunsch", sagt Gabi Radig und lächelt.

(bona)
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