Remscheid Die Retterin des Augenlichts

Remscheid · Die deutsche Augenärztin Dr. Andrea Winkgen hat gemeinsam mit ihrer Freundin Alice Schöpp und ihrem Neffen Niclas Winkgen in Kamukongo/Uganda viel Gutes bewirken können. Ganz gerührt von der Dankbarkeit der Menschen kehrte sie aus Afrika zurück.

 Die Augenärztin aus Deutschland mit dem Team vor dem Gesundheitszentrum, das die Lenneper Ärzten Haide und Helmut Cuntze gegründet haben.

Die Augenärztin aus Deutschland mit dem Team vor dem Gesundheitszentrum, das die Lenneper Ärzten Haide und Helmut Cuntze gegründet haben.

Foto: NN

Eine Szene während ihres einwöchigen Aufenthalts in Uganda hat Dr. Andrea Winkgen besonders berührt: Eine schwer behinderte Frau kam auf allen Vieren ins Untersuchungszimmer gerobbt. Nur mit Hilfe ihres Sohnes habe sie es geschafft, sich vor die Untersuchungslampe zu setzen. Die in Lennep wohnende Augenärztin diagnostizierte sodann einen Grauen Star und teilte der Patientin mit, dass sie daran kostenlos operiert werden könne, um ihre Sehkraft zu erhalten. "Das Lächeln, das sofort nach der Übersetzung ihr Gesicht erhellte, werde ich nicht so schnell vergessen", sagt die Medizinerin.

Gemeinsam mit ihrer Freundin Alice Schöpp und ihrem Neffen Niclas Winkgen hat sie im Ort Kamukongo viel Gutes bewirken können. Wie berichtet, besuchte die kleine Reisegruppe das durch den in Remscheid beheimateten Verein "Our children and our future" entstandene Aids-Waisenheim und das von den Lenneper Ärzten Haide und Helmut Cuntze gegründete Gesundheitszentrum.

 Dr. Andrea Winkgen untersucht in Uganda die Augen von Patienten. Rund 50 Menschen mit den unterschiedlichsten Leiden wurden ihr bei ihrem jüngsten Afrika-Aufenthalt pro Tag vorgestellt.

Dr. Andrea Winkgen untersucht in Uganda die Augen von Patienten. Rund 50 Menschen mit den unterschiedlichsten Leiden wurden ihr bei ihrem jüngsten Afrika-Aufenthalt pro Tag vorgestellt.

Foto: privat

Die Hilfe aus Deutschland sei ein Segen für die dort lebenden Menschen. "Wir haben zum Beispiel ein Mädchen kennengelernt, das gerade mal vier Wochen im Heim lebte. Als die Kleine kam, war sie total unterernährt und hatte weiße Haare", schildert Alice Schöpp die Begegnung mit der Sechsjährigen, die nach dem Aids-Tod ihrer Eltern bei der Großmutter lebte, die aber nicht ausreichend für sie sorgen konnte. Nun werde sie von den Heimeltern Emmanuel und Goretti Masoke aufgepäppelt, könne wieder fröhlich sein und eben leben, wie ein Kind.

Andrea Winkgen kümmerte sich in erster Linie um die Augengesundheit der Menschen aus dem Umfeld des Zentrums. Rund 50 Menschen mit den unterschiedlichsten Leiden wurden ihr pro Tag vorgestellt. Häufig stellte sie einen Grauen Star fest und auch einige beidseitige Erblindungen durch den Grünen Star, also einen erhöhten Augeninnendruck. Dies hätte nur durch die regelmäßige Gabe von Augentropfen verhindert werden können. Auch Verletzungen von Augen und Mittelgesichtsknochen diagnostizierte die Medizinerin und versuchte, allen Patienten eine Perspektive zu geben. Manchen konnte mit einer der gestifteten Lesebrillen geholfen werden, andere bekamen Augentropfen und andere wurden auf eine Operation vorbereitet, die zu einem späteren Zeitpunkt von einem Team der Augenklinik Ahaus in Kasana, 120 Kilometer von Kamunkongo entfernt, erfolgen soll.

Die Kosten werden durch die Spenden getragen, die Andrea Winkgen zuvor bei Freunden und den Patienten ihrer Praxis in Lüdenscheid gesammelt hatte. Denn Geld für Arztbesuche sei in vielen Familien nicht nicht vorhanden. "Niclas, Alice und ich merkten, dass wir als Weiße den Patienten zum Teil etwas unheimlich waren. Die Landbevölkerung hat vielfach noch nie einen Menschen mit weißer Haut, geschweige denn Ärzte und Fachärzte gesehen", berichtet Andrea Winkgen.

Für Alice Schöpp, die bereits zum zweiten Mal das Hilfsprojekt besucht hat, leistet das Zentrum auf vorbildliche Weise Hilfe zur Selbsthilfe. Die Kinder erhalten schulische Bildung und werden zudem im Waisenhaus auf Aufgaben im Haushalt und Garten vorbereitet. Auch Hygiene ist ein wichtiges Thema, das dort und natürlich auch im Gesundheitszentrum peinlich genau eingehalten und auch vermittelt wird.

Verabschiedet wurden die ehrenamtlichen Helfer aus Remscheid mit einer Feier mit Musik und einem zweistündigen Programm. "Uns schwappte soviel Liebe entgegen. Alle sind glücklich, die Chance zu bekommen, in die Schule gehen zu dürfen. Wir haben nie ein schlecht gelauntes Kind oder Jugendlichen erlebt", erzählt Andrea Winkgen.

Die Eindrücke hätten das eigene Leben beeinflusst und zur "Erdung" beigetragen. Man wisse wieder viele Dinge zu schätzen, die im Gegensatz zu Uganda hierzulande selbstverständlich seien.

(RP)
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