Remscheid "Die Tafel" steht vor der Insolvenz

Remscheid · Der Verein kümmert sich um die Verteilung von Essen an arme Menschen. Die Ausgaben übersteigen die Spenden.

 Sandra Kubiak, Geschäftsführerin der "Tafel".

Sandra Kubiak, Geschäftsführerin der "Tafel".

Foto: Nico Hertgen

Die Lage bei der Remscheider Tafel ist dramatisch. Der Verein, der sich um die Armen der Armen in Remscheid kümmert, muss seine Arbeit einstellen, wenn sich an der finanziellen Situation nicht kurzfristig etwas ändert. Die Kosten für Fahrzeuge und Mitarbeiter übersteigen die Einnahmen durch Spenden. "Wenn sich nichts an der Situation ändert, müssen wir Ende des Jahres schließen", sagt Geschäftsführerin Sandra Kubiak. Es fehlen 100. 000 Euro in der Kasse.

Vor zwei Jahren stellte der Verein fest, dass die Arbeit nicht mehr mit rein ehrenamtlichen Helfern zu meistern sei. "Es muss gewährleistet sein, dass jeden Morgen ab 7.30 Uhr mindestens drei Fahrer und drei Beifahrer die Tafelarbeit aufnehmen, um die Lebensmittel abzuholen und in die Lebensmittelausgaben zu bringen", sagt Sandra Kubiak. Durch den Wegfall der Bürgerarbeitsplätze, die von der EU gesponsert wurden, sah sich der Verein in der Pflicht, hauptamtliche Mitarbeiter einzustellen, um die Tafelarbeit am Leben zu erhalten. Langzeitarbeitslose, die zuvor als 1,50-Euro Jobber oder Bürgerarbeiter beschäftigt waren, hat der Verein in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse übernommen. Diese Mitarbeiter hatten nun nach Jahren der Arbeitslosigkeit wieder einen strukturierten Alltag mit einer wichtigen Aufgabe. "Das sind für uns wertvolle und unverzichtbare Mitarbeiter, die bis heute bei uns tolle Arbeit leisten", sagt Kubiak. Doch die gestiegenen Lohnkosten sprengen inzwischen das Budget. Bis zum Ende Dezember braucht der Verein Geld für Lohnkosten in Höhe von 80. 000 Euro. An Spenden sammelte der Verein im vorigen Jahr 25. 000 Euro ein.

Bei den Sachkosten sieht es ähnlich schlecht aus wie bei den Personalkosten. Die Tafel unterhält derzeit zwei Kühlfahrzeuge und zwei Kastenwagen. Insbesondere sind die Kühlfahrzeuge sehr kostenintensiv, da regelmäßig Reparaturen und Wartungen stattfinden müssen. "Die Kosten für Fahrzeuge lagen im vorigen Jahr bei 20. 000 Euro", sagt die Geschäftsführerin. Zurzeit versorgen die etwa 100 ehrenamtlichen Mitarbeiter der Tafel 2.300 Menschen mit Lebensmitteln. Durch die in Remscheid lebenden Flüchtlinge ist die Zahl der Bedürftigen in den vergangenen Monaten, trotz einiger Schwankungen, gestiegen. Der Anstieg der Bedürftigen hat Konsequenzen. Es gibt nur noch eine Tüte für jeden. Früher waren es auch mal zwei. Die kleineren Portionen haben vor einigen Monaten noch zu Unmut in den Schlangen vor den Ausgabestellen geführt.

In Remscheid werden bald knapp über 2000 Flüchtlinge leben. Viele von ihnen werden wahrscheinlich bleiben. Alle Fachleute rechnen damit, dass die Stadt in den nächsten Jahren weitere Flüchtlinge integrieren muss. Ohne Ausbildung und Arbeit landen diese Menschen auf der Liste der Hartz IV-Empfänger. Kann die Tafel noch mehr verkraften? "Nein, das ist unmöglich", sagte Sandra Kubiak vor ein paar Monaten. In regelmäßigen Abständen werden seit ein paar Monaten auch Lebensmittel für die Bedürftigen auf dem Wochenmarkt gesammelt. Das war eine erste Reaktion auf die steigende Zahl in vorigen Jahr. Doch nun geht es ums finanzielle Überleben. Der Verein "Die Tafel" hat 60 Mitglieder. Der Jahresbeitrag liegt bei 20 Euro. Spenden erhält die Tafel von Privatpersonen und auch Firmen. Aber das Geld reicht hinten und vorne nicht mehr.

(RP)
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