Ansichtssache DOC - Große Zukunftschance mit so mancher Zumutung

Remscheid · Remscheid hat das Thema DOC zuletzt vor allem als Abnutzungskampf erlebt. Nach dem Ratsbeschluss rücken die großen Chancen des 165-Millionen-Euro-Projekts wieder mehr in den Fokus.

In dieser Woche erhielt die BM-Redaktion einen interessanten Leserbrief. Ein Lenneper Bürger ließ uns im Anschreiben wissen, dass es höchste Zeit würde, dass wir nach all den Schreiben der DOC-Gegner auch mal wieder einen positiven Brief zu den Outlet-Plänen abdrucken. Nur zur Klarstellung: Die Bergische Morgenpost hat keinen einzigen positiven Leserbrief zum DOC zurückgehalten. Es gab in den vergangenen Monaten schlichtweg keinen mehr.

Ein Effekt, der an auch anderer Stelle zu beobachten ist. In der immerhin 1600 Mitglieder starken Facebook-Gruppe Pro DOC Remscheid-Lennep ist es nach anfänglich reger Diskussion still geworden. Vor allem Mitbegründer Martin Gerhardts hält sie noch am Leben, indem er Artikel der beiden Tageszeitungen hineinstellt, die die Entwicklung dokumentieren.

Und die ist sehr komplex und langwierig. Die Vorstellung, dass ein Outlet-Center neben dem historischen Stadtkern entsteht, in der Designerware preiswerter verkauft wird, und das viele Menschen von außerhalb nach Remscheid bringt, hat in der Anfangszeit vor allem junge Menschen begeistert. Endlich kommt der Zeitgeist auch ins beschauliche Remscheid.

Wie aufwendig und schwierig es ist, ein solches Projekt an einem integrierten Standort (also nicht auf der grünen Wiese) umzusetzen, wurde erst in der Folge klar. Drei Jahre hat es bis zum entscheidenden Ratsbeschluss gedauert. Nun sind noch Klagen möglich und danach wird das Bauen des Einkaufsdorfes noch mal bis zu zwei Jahre dauern.

Sechs Jahre zwischen Idee und Eröffnung, das ist eine lange Strecke, um die Flamme der Begeisterung am Leuchten zu halten. Es passt ins Bild, dass Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz im BM-Gespräch einräumte, dass ihm erst am Morgen, nachdem er am Ende eines langen Arbeitstages den städtebaulichen Vertrag unterschrieben hat, die historische Dimension dieses Moments voll bewusst wurde.

Remscheid hat das Thema DOC zuletzt vor allem als kraftraubenden Abnutzungskampf erlebt. Die Verwaltung musste an ihre Belastungs-grenzen gehen, um die umfangreichen Planungen bis zur Beschlussreife zu stemmen. Andere, ebenfalls wichtige Arbeit blieb dafür liegen.

Das DOC und die damit verbundenen Umzugs- und Neubauprojekte wie das neue Stadion am Hackenberg machen aus einem auch so schon sehr großen Unterfangen ein Riesenprojekt inklusive einiger heftiger Zumutungen. Der 17-monatige Umbau der Trecknase ist nur eine davon. Die Gegner, unter ihnen viele unmittelbare Anlieger, haben mit gutem Recht protestiert und auf Risiken hingewiesen. Sie werden nicht müde werden und weitermachen.

Mit dem Ratsbeschluss schlägt aber nun auch wieder die Stunde derer, die die großen Chancen des Projekts DOC in den Blick nehmen. Die bergische Regionalabteilung des Handelsverbands NRW hat gestern dazu aufgerufen, gemeinsam den Schub, den das DOC ohne Frage bringen wird, in bestmöglicher Form für Lennep und den örtlichen Handel zu nutzen. Nicht nur der Investor, sondern auch die Stadt soll vom Outlet-Center und seinen Besuchern profitieren.

Klaus Kreutzer und Ralf Engel stehen nicht im Verdacht, Mitglieder einer DOC-Lobby zu sein. Ein Outlet an der Blume hat der Verband vor Jahren abgelehnt. Ein DOC neben dem historischen Stadtkern aber bietet viele, bislang nicht vorhandene Möglichkeiten. Diese wollen sie im Sinne der Stadt nutzen.

Ein Signal, über das sich Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz freuen kann und dass er als Chance begreifen sollte, die abgeflaute Begeisterung für das DOC-Projekt wieder neu zu entfachen.

(RP)
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