Remscheid Duo würdigt Musik von Hildegard von Bingen

Remscheid · Ursula Wilhelm und Carmen Rattay boten im Konzert in der Reihe Orgelsommer mittelalterliche Klänge auf Portativ, Fidel und Harfe in der gut gefüllten Kirche der Ev. Stiftung Tannenhof.

 Ursula Wilhelm, Kantorin der evangelischen Stadtkirche Remscheid, spielte auf einer Portativ, eine der kleinsten Orgeln.

Ursula Wilhelm, Kantorin der evangelischen Stadtkirche Remscheid, spielte auf einer Portativ, eine der kleinsten Orgeln.

Foto: jürgen moll

Nach drei von vier Konzerten in der hübschen Kirche der Evangelischen Stiftung Tannenhof steht fest: So vielseitig und abwechslungsreich wie in diesem Jahr ist der Orgelsommer nur selten gewesen. Dafür sorgen bei der nunmehr 28. Konzertreihe unter dem Motto "Orgel in zarten Händen" ausschließlich Damen, so am Mittwoch Ursula Wilhelm und Carmen Rattay, die ganz ungewohnt mittelalterliche Klänge in die wiederum sehr gut besuchte Stiftungskirche brachten. Das Programm widmete sich komplett den Gesängen der Hildegard von Bingen, die nicht nur eine Heilkundige, Philosophin und Prophetin, sondern auch eine versierte Musikerin war, wie Ursula Wilhelm, seit 2015 Kantorin der Remscheider Stadtkirchengemeinde, erklärte.

Das Duo Wilhelm-Rattay arbeitet und konzertiert schon lange gemeinsam, dementsprechend souverän war das Zusammenspiel. Beide lernten sich an der Folkwang Hochschule der Künste kennen, wo sie Musik des Mittelalters studierten. Dort setzen die beiden Künstlerinnen in ihrer Konzerttätigkeit einen Schwerpunkt. So kam bei diesem Konzert einmal nicht die Beckerath-Orgel der Tannenhof-Kirche, sondern ein Portativ als Nachbau eines alten Instruments, sowie Harfe und Fidel zu Gehör. In drei Teilen zeigten die Musikerinnen auf, wie intensiv Hildegard von Bingen sich mit ihren Liedern Gott, Maria und der Heiligen Ursula zuwandte.

Bei Carmen Rattays Stimme horchte man auf. Klar bis in die Höhen, dabei prägnant und sehr schön passend zu den vorgestellten Stücken in lateinischer Sprache, war ihr Gesang geradezu betörend. Umso eindrucksvoller, dass sie dazu auch noch selbst die Fidel spielte. Bei Ursula Wilhelms Orgel-Soli war man beeindruckt, welches Klangvolumen die kleine Portativ-Orgel selbst im Vergleich zur Kirchenorgel doch hat. Beiden Musikerinnen gelang es sehr gut, die mittelalterliche Tonsprache in den Kirchenraum zu transportieren und die tiefe Religiosität der Musik dieser Epoche in den Mittelpunkt zu rücken.

Klaus Kirschbaum, Diakon und Presbyter der Evangelischen Kirchengemeinde bei der Stiftung Tannenhof, stellte die Vorzüge des Orgelsommers neben ihrem künstlerischen Wert heraus. "Der Orgelsommer ist das Zentrum unserer öffentlich-kulturellen Veranstaltungen. Hier ist Integration und Inklusion absolut gelungen", sagte er in Bezug auf das stets gemischte Publikum aus Patienten, Angehörigen, Klinikmitarbeitern und auswärtigen Gästen. Für die hohe Kunst der beiden Vortragenden gab es reichlich Applaus. Den Orgelsommer beschließen wird am Mittwoch, 24. August, um 19 Uhr Organistin Sigrid Wagner-Schluckebier aus Velbert. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Der F(l)air-Weltladen sorgt vorab für eine kleine Bewirtung.

(RP)
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