Remscheid Ehrenamtler aktiv, doch fehlen Sozialarbeiter für Flüchtlingshilfe

Remscheid · Beim 121. Remscheider Presseclub in der Denkerschmette debattierten rund 20 Teilnehmer über Beispiele und Probleme der konkreten Flüchtlingsarbeit in Remscheid. Neue Impulse wurden gesetzt, um die Integration der zurzeit rund 1400 Flüchtlinge in der Stadt voranzutreiben.

Über die Situation in den Notunterkünften und städtischen Übergangswohnheimen, berichte Daniela Krein, Geschäftsführerin der BAF, zuständiger Verein für Flüchtlingsarbeit in Remscheid: "Im vergangenen Sommer erlebte ich Remscheid ganz anders, als ich es je erlebt habe." Der Zuspruch und das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer seien enorm gewesen. Allerdings fühlten sie sich von der Bezirksregierung, welche die Zuweisung der Flüchtlinge koordiniert, im Stich gelassen. "Den ganzen Sommer lang hatten wir das Gefühl, dass es nur funktioniert, weil es auf kommunaler Ebene funktionierte und weil viele ehrenamtliche Kräfte in den Unterkünften nahezu einen Fulltime-Job ausübten." Ein aktuelles Problem seien die fehlenden, qualifizierten Sozialarbeiter, die bei der Betreuung der Flüchtlinge helfen sollen. Neben den Menschen in den Übergangswohnheimen, betreut die BAF auch jene in den 300 angemietet Wohnungen. "Wir versuchen, die Wohnungen regelmäßig anzufahren, aber selbst mit 100 Hausmeistern würden wir das nicht schaffen." Daher soll die Arbeit stärker in den Stadtteilen verankert werden. In der Runde entstand die Idee, die ehrenamtlichen Helfer, die über mehrere Wochen bewiesen haben, dass sie für die Arbeit geeignet sind, einzustellen.

Richard-Otto Bremicker ist seit zwei Jahren als Einzelperson aktiv, hilft vor allem mit persönlicher Betreuung. Der Kontakt sei wichtig, um den Flüchtlingen die Kultur des Landes nahezubringen. "Zeitlich ist es sehr intensiv, aber die Menschen fassen Vertrauen und öffnen sich." Die persönliche Betreuung ist für ihn daher, neben den Sprachkursen, unerlässlich. So entstand aus der Runde der Vorschlag, Integrationshelfer zu coachen, am besten Remscheider mit Migrationshintergrund aus den betroffenen Ländern, um den Flüchtlingen dabei zu helfen, sich in die neue Kultur einzuleben.

Der Einwand einer Teilnehmerin, ob es Sinn mache, jemanden zu integrieren, der womöglich nach dem Krieg zurück in seine Heimat kehren würde, wies Bremicker zurück: "Egal ob sie bleiben oder nicht, diese Menschen werden, wenn sie in unserem Land gut behandelt wurden, gute Botschafter für Deutschland sein." Die hier erlernten Werte und Tugenden könnten beim Wiederaufbau ihrer Heimat ebenso helfen wie die neu erworbenen Sprachkenntnisse für eine neue Arbeitsstelle.

Einen regelmäßigen Stammtisch zur Flüchtlingsarbeit wird die Denkerschmette anbieten. Der erste Termin der "Welcome-Runde" ist am Mittwoch, 6. April um 20 Uhr. Eingeladen ist jeder, der neue Impulse setzen und Ideen entwickeln möchte.

(RP)
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