Remscheid Ein bisschen Horror darf es schon sein

Remscheid · Das Westdeutsche Tourneetheater und die Musik- und Kunstschule haben ein Hörspiel entwickelt. Die Premiere ist morgen.

Joanna will weg. Schnell weg aus dieser einsamen Gegend. Sie hat gesehen, was sie nicht sehen wollte. Ein zerstörtes Haus und die Leichen der zwei Bewohner. Eigentlich wollten sie und ihr Bruder Harry nur Hilfe holen, weil sie mit dem Wagen liegengeblieben sind. Und dann dieses Entsetzen. Die alte Kiste schafft es dann dennoch bis ins nächste Dorf. Aber keiner will dort glauben, was sie gesehen haben. Als sie dem etwas tumben Sheriff die Leichen zeigen wollen, sind sie verschwunden.

"Invasion der Horrorameisen" heißt das neue Projekt, das in der Theaterwerkstatt des Westdeutschen Tournee-Theaters (WTT) zusammen mit Schülern der Musik- und Kunstschule entstanden ist. Nach zwei Musical-Aufführungen ("Der kleine Horrorladen" und "Der Zauberer von Oz") stand in diesem Jahr kein "echtes Theaterstück" auf dem Probenplan, wie Björn Lenz (WTT) berichtet. Die Probezeit von nur einem halben Jahr sei zu knapp bemessen gewesen, um ein Theaterstück zu entwickeln. Außerdem habe sich die Gruppe um mehr als die Hälfte auf sechs Personen verkleinert, weil frühere Mitspieler nach dem Abschluss der Schule Remscheid zum Studium verlassen haben.

Ein Hörspiel sollte nun konzipiert werden, mit einer Geschichte, die keinen großen inhaltlichen Anspruch erfüllen musste. Aus den Horrorszenen, die so überall in der Welt der abgedrehten Krimi-Erzählungen kursieren, hat Lenz eine Story zusammengezimmert, die für 40 Minuten für gute Unterhaltung sorgen soll. Etwas Grusel gehört dazu.

Mit der Produktion eines Hörspiels betrat die Theaterwerkstatt Neuland. Einfach mal eben ein paar Dialoge einzusprechen - damit war es nicht getan. Nils Blumenschein, Bühnen- bildner des WTT, wusste, wo die Herausforderungen für die Aufnahmen liegen. Die Akteure haben sich die gedankliche und emotionale Situation zuerst auf der Bühne erspielt, bevor sie ihre Sätze ins Mikrofon spra- chen. "Vor dem Mikro fällt das gesamte Spiel mit dem Körper weg", sagt Lenz. Alles, was die Teil- nehmer des Schau- spielkurses für die Bühne gelernt haben, konnten sie so nicht einsetzen. Reduziert auf die eigene Stimme, muss der Sprecher das richtige Gemisch für die Betonung finden. Wenn eine Figur in einem Hörspiel nach einer Bergbesteigung außer Atem kommt, muss dies authentisch und nicht hergestellt klingen. Die richtige Tonlage trägt also das Hörspiel. "Wir hatten zuerst gedacht, unser Spiel auf der Bühne ließe sich aufnehmen. Aber das funktionierte überhaupt nicht, da war nur ein Brei zu hören", sagt Lenz.

So gibt es nun eine eingesprochene Hörspielversion, die für sich alleine schon funktionieren würde. Mit Dialogen und punktgenau gesteuerten Geräuschen wie das Schlagen einer Autotür oder der einsetzende Regen. Aber die Mitglieder der Theatergruppe wollen auch spielen. Die Tonspur wird bei der Präsentation des Hörspiels nun nachgemimt. Was einen gewissen Verfremdungseffekt auslöst, aber die skurrile Atmosphäre um die Horrorameisen weiter auflädt. Bei allen Horrorszenen, die engagiert laienhaft in Szene gesetzt werden, überwiegt am Ende das Schmunzeln.

Es spielen mit: Mehmet Aydin, Justin Estradas, Katrin Hölter, Lukas Mitterholzer, Pia Remmel und Lara Seckler. Die Aufführung ist am Samstag, 24. Juni, 20 Uhr und am Sonntag, 25 Juni, 16 Uhr zu sehen. Beim nächsten Theaterwerkstattkurs wird es wieder ein "richtiges Theaterstück" geben, sagt Björn Lenz. Das Vorsprechen dafür findet am 10. September, 11 Uhr, im WTT statt.

(RP)
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