Remscheid Ein Campus am Bahnhof für alle drei Berufsschulen?

Remscheid · Die Meinungen über den neuen Standort des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung gehen weit auseinander. Das zeigte auch der Bürgerdialog, zu dem die Remscheider SPD ins Remscheider Brauerhaus eingeladen hatte. Wie berichtet, wurde für einen Kollegneubau neben dem Baufeld 6 am Remscheider Hauptbahnhof und dem Sportplatz neben der Neuenkamper Sporthalle auch die Alleestraße ins Gespräch gebracht. Dort könnte die ruinöse Sinn-Leffers-Immobilie einem Schulneubau weichen. Wenn dort alle Anforderungen der Schule aus pädagogischer Sicht erfüllt werden könnten, wäre dieser Platz zu favorisieren, befanden nicht nur Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und der ansässige Einzelhändler Harro Schmidt.

 Gut gefüllt war der Saal im Remscheider Brauerhaus.

Gut gefüllt war der Saal im Remscheider Brauerhaus.

Foto: Moll

"In unserem Umfeld schließen mittlerweile auch die Döner-Buden und Ein-Euro-Shops", zeigte Schmidt den sichtbaren Niedergang der unteren Alleestraße auf. Sollten täglich viele junge Menschen dort zur Schule gehen, versprechen sich die Befürworter dieses Standorts eine deutliche Belebung. Anne Marie Faßbender, Vorsitzende des Jugendrates, beurteilt diese Erwartung skeptisch. Immerhin seien mit dem Ernst-Moritz-Arndt- und dem Gertrud-Bäumer-Gymnasium sowie der Albert-Einstein-Gesamtschule drei Schulen mit Oberstufen schon heute nahe der Einkaufsmeile angesiedelt. Trotzdem träfen sich die Schüler dort nicht, weil es an Aufenthaltsqualität und Gastronomie mangele. "Belebt erstmal die Alleestraße, bevor ihr Leute hinschickt, die für Belebung sorgen sollen", forderte die Jungpolitikerin.

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit zurückgehenden Schülerzahlen sei eine Bündelung der Kollegschulen an einer Stelle die richtige Entscheidung, merkte Klaus Mielke, stellvertretender Schulleiter des Berufskollegs Technik, an. "Mittel- und langfristig ist es eine sinnvolle Überlegung, einen Standort-Campus für zwei und vielleicht irgendwann einmal für alle drei Remscheider Berufskollegs zu errichten", sprach er sich für einen Neubau am Neuenkamp aus, wo das technische Kolleg bereits zu finden ist. So könnten Synergien in Bezug auf Unterricht und Räumlichkeiten genutzt werden. Das Grundstück am Bahnhof sei schmal und lang. "Da werden die Lehrer Rollschuhe brauchen." Die gute Anbindung zum öffentlichen Verkehrsnetz sei dort unbestritten. Allerdings würden Züge, die im 20-Minuten-Takt dort vorbeiführen, für eine störende Geräuschkulisse sorgen, die einem konzentrierten Unterrichten nicht zuträglich seien, gab ein Zuhörer zu bedenken.

Sebastian Thiel, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Stadtmitte/Hasten, warnte davor, pädagogische Gesichtspunkte und Aspekte der Innenstadtentwicklung gegeneinander auszuspielen. Falls sich die Alleestraße jedoch aus Sicht der Schule als geeignet erweisen sollte, könne er selbst dieser Alternative viel abgewinnen. "Das Sinn-Leffers-Gebäude wird sich anders wahrscheinlich nicht revitalisieren lassen", befürchtet Thiel.

(bona)
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