Remscheid Ein Ei und ein Schinken in Bestlaune

Remscheid · Ein Heimspiel bereitete das Publikum im Rotationstheater dem Travestie-Duo Ham & Egg. Und wurde wieder prima unterhalten.

 Immer wieder ein Blickfang sind die Bühnen-Outfits des Duos aus dem Großraum Bonn.

Immer wieder ein Blickfang sind die Bühnen-Outfits des Duos aus dem Großraum Bonn.

Foto: Jürgen Moll

Seit 1996 treibt sich das Travestie-Duo "Ham & Egg" alias Jörg Dilthey und Andreas Schmitz aus dem Großraum Bonn schon auf den Kleinkunstbühnen herum - gelegentliche Abstecher nach Las Vegas inklusive. Mit mehreren Bühnenprogrammen hat das agile Duo seither viele Fans gewonnen, was sich auch daran zeigte, dass das Rotationstheater am Freitagabend aus allen Nähten platzte, und das äußerst gut gelaunte Publikum "Ham & Egg" einen begeisterten Empfang servierte, als das Duo zur Melodie von "Bad Leroy Brown" und den Worten "Show, Show, alles Show, fragen Sie uns nicht warum, wieso" in den ersten von einer Unmenge an aberwitzigen und überdrehten Kostümen auf die Bühne kam.

Und die Stimmung sollte gleich auf diesem hohen Niveau bleiben, denn "Egg" gab die Stoßrichtung direkt vor: "Wir wollen im Musentempel zu Lennep zusammen ein bisschen Spaß haben. Ich mache jetzt erst einmal den Gen-Test. Wir ge(he)n jetzt noch einmal von der Bühne und dann zeigt ihr, was ihr an Applaus so draufhabt!" Mit einer durchaus recht hohen Wortfrequenz kalauerten sich "Ham" und "Egg" durch das Programm, vor allem das Ei bewies dabei enormes Stand-Up-Comedy-Potential: "Ich war ja auch mal beim Bund. Die werben ja mit dem Slogan: Wir machen aus Knaben Männer. Wie man sieht, klappt das nicht immer..." Die Lenneper waren noch nicht mit Lachen fertig, da hatte das Ei die Bühne bereits wieder verlassen und der Schinken stolzierte, ganz unprätentiös als Freiheitsstatue angetan, auf die Bühne und lieferte eine astreine Version von Udo Jürgens' Klassiker "Ich war noch niemals in New York" ab. Das war echtes Entertainment, noch dazu in Bestlaune!

Die Kostüme waren nicht nur völlig jenseitig und over-the-top - beeindruckend war vor allem die Leistung der beiden Vollbluttransvestiten, sich in kürzester Zeit etwa von der Freiheitsstatue in ein Wesen zu verwandeln, das aussah wie ein grüngewordener Elmo aus der Sesamstraße. Dazu hoppelten die beiden im Duett zu "Afrika" über die Bühne und kamen dabei kaum aus der Puste. Eindrucksvoll und hochprofessionell war das. Dass aber auch der Schinken und das Ei nur Menschen sind, zeigte sich an einer kleinen Situation, die doch symptomatisch für das Selbstverständnis dieser beiden Sympathiegranaten war: "Egg" kam als alte Frau auf die Bühne, bekam einen Lachanfall, fiel kurz aus der Rolle und sagte, nach Luft schnappend: "Ich muss an dieser Stelle immer so lachen, ich komm noch mal auf die Bühne, dann klappt das."

Gesagt getan, die Nummer, in der die altgewordene "Egg" auf ihrem Rollator saß und den Sampler als Sprachersatz nutzen musste, der deswegen notwendig geworden war, weil sie beim Zahnarzt alle Zähne gelassen hatte und seitdem sprachlos war, zündete wie ein Chinaböller vom Schwarzmarkt und sorgte erneut für höchste Heiterkeit im Publikum. Aber auch moderne Pop-Musik durfte als musikalisches Vehikel herhalten: "Born To Be Alive" wurde da ganz flugs zur Signaturhymne für "Ham & Egg" umgemodelt: "Geboren für dieses Kleid". Man hätte es nicht besser ausdrücken können. Was für ein im besten Sinne verrückter Abend.

(RP)
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