Remscheid Ein frischer Blick auf Remscheids Geschichte

Remscheid · Tabea Tischer (27) arbeitet für zwei Jahre als Volontärin im Deutschen Werkzeugmuseum. "Das Museum erzählt, warum wir so geworden sind, wie wir sind", sagt die Museumswissenschaftlerin.

 Tabea Tischer arbeitet für zwei Jahre als Volontärin im Deutschen Werkzeugmuseum.

Tabea Tischer arbeitet für zwei Jahre als Volontärin im Deutschen Werkzeugmuseum.

Foto: Christian Peiseler

Tabea Tischer hat auf die Geschichte von Remscheid mit seiner Werkzeugindustrie einen unbefangenen Blick. Vor einem Jahr wusste die studierte Museumswissenschaftlerin noch gar nicht, dass ein Deutsches Werkzeugmuseum existiert, in dem sich die Historie der Bergischen zu großen Teilen spiegelt. "Ich finde es ungeheuer spannend, zu sehen, wie sich das alles hier entwickelt hat", sagt Tischer. Die 27-Jährige ist Volontärin im Historischen Zentrum in Hasten. Im September des vorigen Jahres nahm sie die Arbeit auf. Auf zwei Jahre ist ihre Stelle befristet.

Ein Volontariat nach dem Masterexamen in einem Museum ist Pflicht, um später im Museumsbetrieb eine Anstellung zu bekommen. Tabea Tischer hat in Utrecht und Maastricht studiert. 35 Bewerbungen lagen auf dem Schreibtisch von Museumsdirektor Dr. Andreas Wallbrecht. Sechs Vorstellungsgespräche führte er. Tischer bekam den Zuschlag.

"Ich möchte Geschichte vermitteln", sagt Tischer. Die in Holland aufgewachsene Deutsche erzählt auf eine symphatisch-lockere Art, wie sie Besucher für das Museum begeistern will. Sie verfügt über notwendiges Hintergrundwissen. Ihre Beschreibungen wirken aber nicht verkopft. Sie vermittelt das, was gute Museumspädagogen tun: Sie weckt Lust auf die Ausstellung. "Die Besucher erfahren ihre eigene Geschichte. Das Museum erzählt, warum wir so geworden sind, wie wir sind", sagt Tischer.

Sie baut gerade an einem Netzwerk, um mehr Gruppen aus Remscheid und Umgebung für die Werkzeuggeschichte der Stadt und ihre sozialen Implikationen zu interessieren. Schulklassen stehen bei diesen Werbungsversuchen im Mittelpunkt. Mit der OGGS Hasten hat es schon mehrere Treffen gegeben. "Wenn Kinder einmal im Museum waren, kommen sie später wieder", sagt Tischer. Sie beruft sich auf die Forschung zur Museumspädagogik. Auch wenn der erste Besuch vielleicht etwas langweilig für das Kind gewesen sein mag, das Interesse für die Einrichtung sei geweckt. Irgendwann kommen sie wieder. Und sei es mit ihren eigenen Kindern.

Die täglichen Aufgaben von Tabea Tischer gestalten sich vielfältig. Sie forscht über die Bewohner des Hauses Cleff und arbeitet mit an einer fundierten Grundlage für die museale Einrichtung des Hauses nebenan. Sie betreut Klassen und übernimmt auch schon mal die Betreuung des Telefons, wenn gerade kein anderer vorhanden ist. Die Volontärin ist für Wallbrecht eine große Hilfe, denn die Personaldecke ist äußerst ausgedünnt.

Am 27. Mai bietet sie zum ersten Mal eine eigene Führung durchs Museum an. Feilenhauer, Maschinenarbeit, Lichtenbergofen. Drei zentrale Punkte in der Geschichte der Werkzeugindustrie. Für Tischer Anlass, auch der Mentalität des bergischen Erfindergeistes nachzuspüren.

Zu ihren Lieblingsplätzen im Museum gehört die Handelsabteilung im ersten Stock. Dort, wo die Wetterfahne, die Werkzeugkisten und der Tillmans-Koffer stehen - vor einem Bild mit Segelschiffen. "Der Blick aufs Meer ist besonders schön", sagt Tischer. Denn das ist das Einzige, was die Holländerin in Remscheid vermisst: die Nordsee.

(RP)
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